• Frauen-Geschichte(n)

Wollstonecraft

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Als Ur-Feministin betrachtete sie die Ehe als legalisierte Prostitution. Das schockierte die britische Gesellschaft ebenso wie die der Französischen Revolution. Die Übersetzerin, Schriftstellerin und Philosophin Mary Wollstonecraft erlangte vor allem als Frauenrechtlerin internationale Bekanntheit. Ihre wichtigsten Werke »Verteidigung der Rechte der Menschen« sowie »Verteidigung der Rechte der Frauen« schlugen einst ein wie eine Bombe. Sie prangerte zudem den gesellschaftlichen Umgang mit der Armut als unmoralisch an, forderte die Abschaffung der Mo-narchie sowie die Auflösung der Macht der Kirche, die sie als »unterdrückerisch« interpretierte.

Als zweites von sechs Kindern am 27. April 1759 in London geboren. Ihr Vater, ein Weber und Landwirt, schlug ihre Mutter. Ihre ältere Schwester wurde in einer unglücklichen Ehe schon früh ebenfalls gedemütigt. Daraus erwuchs bei ihr ein Bedürfnis nach mehr Gerechtigkeit. Sie half ihrer Schwester bei der Flucht aus der Ehe und eröffnete mit ihr eine kleine Mädchenschule. Die reifere Mary Wollstonecraft verlangte: »Gebt den Frauen die gleichen Rechte, und sie werden mit den Tugenden des Mannes wetteifern« – zum Vorteil beider Geschlechter und zum Wohl der ganzen Gesellschaft. Ihr engagiertes Wirken brachte sie mit einigen Berühmtheiten ihrer Zeit zusammen, u. a. mit dem Schweizer Maler sowie Schriftsteller Johann Heinrich Füssli, dem deutschen Reformer Wilhelm von Humboldt sowie mit dem Weltumsegler Georg Foster, ihrer ersten unglücklichen Liebe in Paris. Zu ihren Freunden gehörten auch Thomas Paine, der unerbittliche amerikanische Streiter für die Menschenrechte, der radikaldemokratische Verleger Joseph Johnson und der amerikanische Geschäftsmann Gilbert Imlay. Letzterer ließ sie nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter in Stich. Daraufhin kehrte Mary Wollstonecraft 1795 suizidgefährdet nach London zurück, wo sie den gesellschaftskritischen Philosophen und Schriftsteller William Godwin heiratete. Kurz darauf, 1797, starb sie nach der Geburt ihrer zweiten Tochter am Kindbettfieber. Ihr Mann gab postum ihre gesammelten Schriften in vier Bänden heraus und schrieb dazu eine Biografie. Die Tochter der beiden wiederum sollte später unter dem Namen Mary Shelley als Verfasserin des Schauerromans »Frankenstein« internationale Bekanntheit erlangen.

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