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»... und schaue fleißig in die blaue reine Luft«

Ein Gewinner des 7. ND-Lesergeschichten-Wettbewerbs reist nach Freyburg und Naumburg

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 4 Min.

Keine Ahnung, warum das Saale-Unstrut-Tal immer wieder als die Toskana des Nordens bezeichnet wird. Die Region zwischen Naumburg und Freyburg, Dornburg und Bad Kösen ist so einzigartig schön, dass sie es gar nicht nötig hat, sich mit fremden Federn schmücken zu lassen.

Das wird auch ein Gewinner mit Partner oder Partnerin unseres 7. ND-Lesergeschichten-Wettbewerbes bestätigen, der für ein verlängertes Wochenende hier zu Gast sein wird. Ausgangspunkt ihrer Reise ist Freyburg. Der 4500-Seelen-Ort am Unterlauf der Unstrut gilt als die Weinhauptstadt der Region. Seit 1000 Jahren bestimmen hier Rebstöcke das Bild. Doch erst vor 75 Jahren schlossen sich 27 Weinbauern zu einer Winzervereinigung zusammen, der heute 500 Winzer angehören. 370 Hektar bearbeiten sie. Ihre Weine konnten auf nationalen und internationalen Messen schon so manchen Preis abräumen.

Ein anderes prickelndes Produkt aus Freyburg hat zur Weltausstellung 1893 in Chicago nicht nur eine Goldmedaille gewonnen, sondern auch für große Nachfrage gesorgt: Ein Sekt aus der »Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft« von Foerster & Kloss, die heute als Rotkäppchen-Sektkellerei im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde ist und als das ostdeutsche Aushängeschild einer erfolgreichen Betriebsübernahme nach der Wiedervereinigung durch eigene Mitarbeiter gilt. Die Rotkäppchen-Sektkellerei ist nicht nur der größte und erfolgreichste Schaumweinproduzent Deutschlands, sondern auch eine ganz besondere Touristenattraktion. Rund 110 000 Besucher zieht sie in jedem Jahr an. Sie schauen sich die historischen Kelleranlagen an, die sich über fünf Etagen erstrecken. Treppauf und treppab führt die kurzweilige Tour, bei der natürlich auch so manches Gläschen verkostet wird. Höhepunkt der Besichtigung ist das 1896 aus dem Holz von 25 Eichen erbaute, reich verzierte 120 000-Liter-Fass. Der drei Jahre früher entstandene, mit einem Glasdach überbaute Lichthof ist seit Jahren Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen unter dem Motto »Sektival«. Und wenn alljährlich am zweiten Septemberwochenende zum traditionellen Freyburger Winzerfest Bacchus die Macht in dem Städtchen übernimmt, dann herrscht weinseliger Ausnahmezustand.

Den besten Überblick über Freyburg und die Umgebung verschafft man sich von der Neuenburg aus, die hoch über der Stadt thront. Das ist für die Gewinner unseres Lesergeschichten-Wettbewerbs insofern auch ohne Mühe möglich, da sie gleich nebenan im Weinhotel Edelacker logieren werden. Die Neuenburg ist eine der größten Burgen Mitteldeutschlands und war im 12. Jahrhundert neben der bedeutend kleineren Wartburg Sitz des Thüringer Landgrafen Ludwig des Springers (1042-1123). Jahrhunderte hat es keiner geschafft, sie einzunehmen, später wurde sie vernachlässigt und 1971 wegen Einsturzgefahr ganz geschlossen. Seit einigen Jahren steht sie nun »runderneuert« den Besuchern wieder offen. Im Burgrestaurant kann man tafeln wie die alten Rittersleut.

Nur sieben Kilometer von Freyburg entfernt liegt Naumburg, die Hauptstadt des Burgenlandkreises. Viele Wege führen dorthin, der vielleicht schönste führt über die Unstrut mit der 121 Jahre alten »Fröhlichen Dörte«. Vorbei an Weinbergen schippert das Ausflugsboot bis zum Naumburger Blütengrund, von wo es nur ein kurzer Weg bis zum Dom ist. Berühmt wurde der durch seine zwölf überlebensgroßen Figuren. Besonders die schöne, stolze Uta und ihr Gemahl Ekkehard ziehen Besucher aus aller Welt an. Seit 2007 ist es auch erstmals in seiner 1000-jährigen Geschichte möglich, die Westtürme des Doms zu besteigen, was man sich, wenn das Wetter mitspielt, auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Aus 60 Meter Höhe hat man einen herrlichen Blick auf die verwinkelte Altstadt.

Wieder vom Turm herabgestiegen, führt die Route über den Steinweg, eine der ältesten Straßen der Stadt, und die Herrenstraße, die einst die Grenze zwischen der Domfreiheit und der Bürgerstadt war, zum Markt mit dem markanten Rathaus. Mit viel Geschick hat es Anfang des 16. Jahrhunderts der Baumeister Hans Witzleube geschafft, es in einer Mischung aus Elementen der Renaissance und der Spätgotik als ein Haus wie aus einem Guss zu bauen. Bis heute ist es ein echter Hingucker und beliebter Hochzeitsort für Brautpaare, die zum Teil weite Wege auf sich nehmen, um hier zu heiraten.

Weniger bekannt ist, dass der Philosoph Friedrich Nietzsche in Naumburg seine Kindheit und Jugend verbrachte. Vor einigen Jahren wurde sein Wohnhaus am Weinberg Nr. 18 zu einer Gedenkstätte, gleich daneben entsteht zur Zeit ein Nietzschearchiv. »Ich genieße die Stille und Ausgeflogenheit einer Provincialstadt und schaue fleißig in die blaue reine Luft«, schrieb der Philosoph über Naumburg.

Man sollte es ihm unbedingt mal gleichtun.

Infos: Saale-Unstrut-Tourismus e.V., Lindenring 34, 06618 Naumburg, Tel.: (03445) 23 37-90, Fax: -98, E-Mail: info@saale-unstrut-tourismus.de, www.saale-unstrut-tourismus.de

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