Nur ein Sturm im Wasserglas

Spärlicher Protest beim Außerordentlichen DFB-Bundestag in Düsseldorf

  • Lesedauer: 4 Min.

Aus der angekündigten großen Demonstration wurde nur ein Sturm im Wasserglas. Lediglich rund 20 Demonstranten versammelten sich am Freitagmittag in Düsseldorf, um am Rande des Außerordentlichen Bundestages des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen die Einführung des neuen Sonntagspiels in der Bundesliga um 15.30 Uhr ab der kommenden Saison zu protestieren.

»Müssen unsere Aktionen besser bündeln«

»Erfreut bin ich über diese Resonanz nicht«, erklärte Reiner Grundmann, der Vorsitzende des Gelsenkirchener Kreisligisten SC Schaffrath und einer der Initiatoren der Protestbewegung, der sich inzwischen deutschlandweit Vereine und Interessengemeinschaften angeschlossen haben. »Vielleicht müssen wir unsere Aktivitäten besser bündeln«, sagte Grundmann, der vor dem Düsseldorfer Congress-Centrum auf einen Proteststurm gehofft hatte, stattdessen nur ein laues Lüftchen erlebte.

Die wenigen Vertreter seiner Initiative waren in roten T-Shirts mit der Aufschrift »Bundesliga 15.30 Uhr - NEIN« gekleidet und hatten diverse Plakate dabei, auf denen die Argumente aus Sicht der Amateure aufgezeigt wurden. Grundmann und seine Mitstreiter fordern, dass es vor 17.30 Uhr am Sonntag keine Fußball-Bundesligaspiele geben darf, da sie Einnahmeverluste durch den zu erwartenden Zuschauerschwund bei den unterklassigen Vereinen befürchten.

Ungeachtet dessen wurde auf dem DFB-Bundestag in Düsseldorf der neue Grundlagenvertrag zwischen dem DFB und dem Ligaverband DFL den Delegierten vorgestellt und diskutiert. Die definitive Entscheidung über den Grundlagenvertrag, in dem auch der neue Spielplan mit dem 15.30-Uhr-Spiel am Sonntag verankert ist, trifft jedoch das DFB-Präsidium.

»Wir gehen nicht davon aus, dass wir mit unseren Protesten noch etwas ändern können. Aber wir müssen am Ball bleiben, weil wir es bereits vor Jahren versäumt haben, gegen die Einführung der Sonntagsspiele generell zu protestieren. Es sind viele kleine Feuer losgetreten worden. Nun müssen wir unsere Aktivitäten noch besser koordinieren«, meinte Grundmann. Ansonsten befürchte er auf Dauer den »Tod des Amateurfußballs«.

Gleichzeitig widersprach Grundmann der Darstellung des DFB durch Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach, dass von der Einführung des neuen Spielplans und den daraus resultierenden Einnahmen auch die flächendeckende finanzielle Unterstützung der Amateurklubs gewährleistet werde. »Es gibt viele Verbände mit geringeren Beiträgen als der DFB. Wir müssen alle noch eine Menge selbst bezahlen. Deshalb gilt dieses Argument nicht«, so Grundmann.

Um gegen die Neugestaltung des Bundesligaspielplans zu protestieren, hatten bereits am 1. März etwa 800 Vertreter von Amateurfußballvereinen in Gelsenkirchen demonstriert. Vorher war sogar ein Streik des ersten Spieltags in den Fußballkreisen Gelsenkirchen sowie Unna/Hamm in Erwägung gezogen worden. Der zuständige Fußballverband Westfalen hatte daraufhin den kompletten Spieltag abgesagt. In Gelsenkirchen, Lippstadt und Rietberg haben sich Interessengemeinschaften gebildet. In Unna wurde der Verein zur Förderung des Amateurfußballs Unna/Hamm e.V. gegründet. Außerdem laufen bereits weitere Aktionen www.unsersonntag.de oder www.sonntag-den-amateuren.de.

Trotz der geringen Resonanz in Düsseldorf kündigte Grundmann an, dass die Proteste auch künftig fortgesetzt werden, wenngleich er auch zugab: »Man hat heute auch gesehen, welche Wertigkeit unser Anliegen hat. Es ist schon traurig, dass auch ein Großteil meiner Vorstandskollegen bereits auf dem Weg nach München ist, um dort am Samstag das Bundesligaspiel zwischen den Bayern und Schalke zu verfolgen.«

Standort für das deutsche Fußballmuseum: Dortmund

Auf der Tagesordnung des Außerordentlichen DFB-Bundestages stand auch die Standortentscheidung für das Nationale deutsche Fußballmuseum. Den Zuschlag erhielt Dortmund gegenüber Gelsenkirchen. Im Duell der Erzrivalen votierten 137 von 251 Delegierten für Dortmund, während der letzte verbliebene Konkurrent von insgesamt einst 14 Kandidaten auf 102 Stimmen (12 Enthaltungen) kam.

Das Museum wird gegenüber dem Hauptbahnhof errichtet. Rund 250 000 Besucher werden erwartet. Das Museum soll im Frühjahr/Sommer 2012 eröffnet werden. Gelsenkirchen wollte als Standort das alte Parkstadion nutzen. »Wir wollen aus dem Herzen der Stadt Botschaften über den Fußball transportieren«, hatte Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer bei der Präsentation erklärt. sid/ND

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