Die Wadan-Werften taumeln

Konzern braucht Millionen vom Staat / Suche nach Werftenkonzept

  • Velten Schäfer, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Krise bei den Werften in Wismar und Rostock spitzt sich zu. Die Landespolitik wartet derweil auf Entscheidungen aus Berlin.

Es gibt noch Superlative im Nordost-Schiffbau: Die Wismarer Wadan-Werft baut derzeit die weltweit größten »RoPax«-Fähre – ein kombiniertes Fracht- und Personenschiff. Doch hat offenbar gerade dieser Gigant die Reederei erneut an den Rand ihrer Kräfte geführt: Um das Projekt sicher abschließen zu können, braucht die Werft eine Rückversicherung in Höhe von etwa 40 Millionen Euro – Geld, das Wadan derzeit nicht hat. Und so muss sich die Werft nun erneut an den Staat wenden, der die Rückversicherung in Form einer Bürgschaft übernehmen soll. Angesichts des erneuten Geldbedarfs in der Kernindustrie des Landes streitet die Politik in Schwerin nun über die richtige Gegenstrategie. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) und Finanzministerin Heike Polzin (SPD) erklärten sich jetzt für nicht mehr zuständig: Anfragen dieser Größenordnung fielen unter das Großbürgschaftsprogramm des Bundes im Rahmen des Konjunkturpakets II: Mecklenburg-Vorpommern verfüge nur über »endliche Kraft«, so Seidel. In zwei Wochen, hieß es gestern, könnte Berlin eine Entscheidung über die neuerliche Bürgschaft gefällt haben. Oppositionsführer Helmut Holter fordert nun eine aktivere Politik des Landes für die maritime Industrie: Es müsse ein »Schutzschirm« auch für die Zuliefererindustrie geschaffen werden, in der im Nordosten in 250 Betrieben 7000 Menschen arbeiten.

Dazu stünden laut Holter die 48 Millionen Euro bereit, die Wadan im März an das Land zurückgezahlt hatte. Bereits 2008 hatte das Land der Werft ein Darlehen von 60 Millionen Euro gewährt, nachdem Wadan akute Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Von diesem Geld musste sie nach einem Beschluss des Schweriner Finanzausschusses aber nur 48 Millionen bis Ende März zurückzahlen; der Rest wird erst 2010 fällig. Die Rückzahlung kam pünktlich – allerdings nicht aus eigener Kraft: Ebenfalls im Februar erhielt die Werft von der staatlichen KfW-Bank 90 Millionen Euro, weitere 90 Millionen kamen von der Deutschen Bank, die aber ihre eigenen Risiken zu Lasten des Bundes auf 9 Millionen begrenzen konnte.

Die Lage bei der Werft scheint sich indessen zuzuspitzen. Erst in den letzten Tagen hatte es erneut Gerüchte gegeben, nach denen Wadan schon wieder fällige Rechnungen an Zulieferer nicht bezahlen kann. Die Werft betont allerdings, dass mittlerweile alle Verbindlichkeiten bedient worden seien.

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