nd-aktuell.de / 25.04.2009 / Politik / Seite 1

Opelaner wollen Fiat ausbremsen

Widerstand gegen Einstieg des italienischen Autokonzerns wächst

Ein Einstieg von Fiat bei Opel trifft bei Gewerkschaften und Opel-Beschäftigen auf wenig Begeisterung. Am Freitag sprach ein Verhandlungsteam der Bundesregierung in Washington mit der US-Regierung über die Zukunftschancen für Opel.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Frankfurt am Main (dpa/ND). Eine mögliche Übernahme des angeschlagenen Autobauers Opel durch Fiat stößt auf wachsenden Widerstand. Die Frage des Tages lautete: Wie will der hochverschuldete Konzern das überhaupt bezahlen? Fiat selbst gibt an, im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht zu sein. Und zunächst hat das Unternehmen alle Hände voll zu tun, die Allianz mit dem US-Konzern Chrysler bis 30. April unter Dach und Fach zu bringen. »Mein erstes Gefühl ist doch das einer Überraschung«, sagte EU-Industriekommissar Günter Verheugen am Freitag im Bayerischen Rundfunk. Fiat sei ein direkter Konkurrent von Opel und nicht gerade der europäische Autobauer, dem es am besten gehe. Woher wolle Fiat die Mittel nehmen, »um gleichzeitig zwei solche Operationen zu stemmen«, fragte Verheugen mit Blick auf den geplanten Chrysler-Deal.

Italien reagierte verärgert: »Ich bin verwundert über den Ton und den Inhalt dieser Erklärungen«, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne. Er sei immer davon ausgegangen, dass ein verantwortlicher EU-Kommissar unabhängig von seiner Nationalität über den Dingen stehe. Auch Italiens Außenminister Franco Frattini warf dem deutschen EU-Kommissar Parteilichkeit vor. Dessen Äußerung sei eine »inakzeptable Einmischung«.

Opel-Betriebsrat und Gewerkschaft fürchten indes, dass mit Fiat die angestrebte Eigenständigkeit Opels nicht realisierbar ist. Der Einstieg der Italiener würde nicht »zu mehr Autonomie« führen, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild. Mit Fiat und einer Beteiligung der derzeitigen US-Mutter General Motors (GM) »wären zwei kranke Mütter im Spiel«. Linkspartei-Fraktionsvize Bodo Ramelow vermutete, Fiat wolle sich auf Kosten von Opel sanieren. »Das kostet tausende Arbeitsplätze an den deutschen Opel-Standorten«, so Ramelow. Auch der Betriebsratsvorsitzende des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, warnte am Freitag davor, »dass über diesen Weg ein möglicher Konkurrent ausgeschaltet werden kann«. Fiat und Opel hätten das gleiche Produkt-Portfolio. Der Markt sei jedoch nicht ohne weiteres zu vergrößern.

Spitzenvertreter der Bundesregierung loteten derweil in Washington mit der US-Regierung die Zukunftschancen für den Autobauer aus. Laut Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sei bezüglich potenzieller Investoren noch keine »Vorfestlegung« getroffen.