nd-aktuell.de / 25.04.2009 / Brandenburg / Seite 15

Völkerwanderung

Tobias Riegel

Es gibt sie noch, die Freiheitskämpfer der Initiative »be 4 Tempelhof«. Momentan werden sie allerdings in Sachen Hysterie und Polterei hart an der Wahrheitsgrenze von den Kreuzrittern von »Pro Reli« arg in den Schatten gestellt. Anders ausgedrückt: Den Berlinern ist Tempelhof schlicht egal. Die Flughafenretter auf aussichtslosem Posten haben nun als Schuldigen dafür den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ausgemacht. In einem offenen Brief bezeichnet die Initiative – entspannt wie immer – den Sender als »Rotfunk«, bei dem sich die Senatskanzlei persönlich jegliche Tempelhofberichterstattung verbeten habe. Der rbb sei aber nicht das »Zentralorgan« des Senates. Ein treffender Satz hat sich dann aber doch noch in den Brief geschlichen: Redakteure dürften sich politischem Druck nicht beugen. Wohl wahr – aber auch nicht dem einer finanzstarken Edel-Initiative.

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Eine wahre Völkerwanderung hat sich am vergangenen Dienstag auf den Gängen des Abgeordnetenhauses entwickelt, berichtet Kathi Seefeld von der LINKEN. Der Grund hierfür war der Totalausfall des Handynetzes eines großen Telefonanbieters. Verabredungen, die sonst per SMS erledigt wurden, mussten nun bei persönlichem Besuch vereinbart werden. Doch nicht nur kamen sich dadurch die eher distanzierten Politiker kurzfristig räumlich näher. Endlich hatten auch die sonst wegen häufiger Empfangsblockaden bemitleideten Nutzer anderer Netze – wie etwa die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Elke Breitenbach, – seltene Momente des Triumphes.

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Eine merkwürdige Form von Verbrechensprävention praktiziert die Polizei von Neukölln. Während gerade im Sommer die Meldungen über »ausgehobene« illegale Cannabis-Plantagen nicht fehlen dürfen, boten die Beamten bei einer Versteigerung von beschlagnahmten Gegenständen ein ganz besonderes Schnäppchen an: eine komplette Bepflanzungsanlage samt Tauchpumpen, Bewässerungszubehör, Sprühgeräten, Lüfter, Ventilatoren – und Schalldämpfern. Man will es sich offensichtlich nicht zu einfach machen.