Wir wollen nicht quatschen

Mit 30-Sekunden-Spots bringt die LINKE »neuen Schwung fürs Saarland«

  • Martin Sommer
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Saarland will die LINKE mit Oskar Lafontaine den großen Coup landen. Hier kandidiert er am 30. September auch als Spitzenkandidat, um wieder Ministerpräsident zu werden. Auf ihn ist der Wahlkampf zugeschnitten – am Montag wurde der Internet-Auftritt der Partei vorgestellt.

Am 7. Juni sind die Saarländer schon mal zur Kommunalwahl gerufen. In ganz Saarbrücken werben vor allem SPD und FDP auf Plakaten um die Gunst der Wähler. Auch vor dem Programm-Kino »Filmhaus« hängen reihenweise blaugelbe Poster an Straßenlaternen und Häuserwänden. Im »Filmhaus« sitzen derweil der Bundesvorsitzende der LINKEN, Oskar Lafontaine, Landesparteichef Rolf Linsler und Charly Lehnert. Lehnert und Lafontaine kennen sich schon lange. Der Autor, Grafik-Designer und Werbefachmann hat schon zwischen 1985 und 1995 die Wahlkämpfe für den damaligen SPD-Politiker geplant – und ihm zur absoluten Mehrheit im einstigen CDU-Stammland Saarland verholfen. Mitte der 90er Jahre hat Lehnert auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen für die SPD die Wahlkampagnen organisiert. Jetzt soll er helfen, Lafontaine erneut zum Ministerpräsidenten zu machen.

Sein Engagement bei der LINKEN hat ihn schon die Mitgliedschaft in der SPD gekostet: Die hatte zwar zunächst angeblich nichts gegen seinen Freundschaftsdienst, ein Satz in einem Zeitungsinterview änderte aber alles: Denn der Mundartautor hatte erklärt, die Sozialdemokraten sollten es sich noch einmal überlegen, ob sie Lafontaine nicht doch zum Chef der Landesregierung wählen wollten, wenn die LINKE an der Saar stärker wird als die SPD. Es folgte ein Parteiausschlussverfahren im Eiltempo – nicht einmal ein klärendes Gespräch wollte man mit dem Abweichler noch führen.

Jetzt präsentiert er stolz vier Spots, die die LINKE im Internet und in vielen saarländischen Kinos präsentieren wird. Da sieht man etwa ein Auto, dessen Reifen dringen Luft braucht. Also wird er direkt vor der Staatskanzlei aufgepumpt und zwar solange, bis er rot glüht – dann kann er wieder fahren. Als ein weiterer Spot anläuft, flüstert Lafontaine: »Der ist gut, der gefällt mir!« Zu sehen ist ein Beamter, der gelangweilt in seinem Büro sitzt und im Schneckentempo und sichtlich unmotiviert arbeitet – bis ihm seine Sekretärin eine rote Tasse mit Kaffee gibt. Dann geht es auf einmal schneller, der Mann kann auch wieder lächeln und aus seinem Uralt-PC wird plötzlich ein moderner, leistungsfähigerer Computer.

Rot wirkt, das sollen die Spots zeigen. 30 Sekunden nur dauern sie. »Neuer Schwung fürs Saarland« – so lautet der offizielle Slogan der LINKEN an der Saar. »Wir wollen nicht quatschen, sondern es auf dem Punkt bringen«, erklärt Charly Lehnert: »Es muss sich etwas ändern.«

Was genau sich ändern soll, das zeigen die Spots nicht – dafür gibt es www.oskar-waehlen.de, die Internetseite, auf der der Spitzenkandidat präsentiert wird. Hier ist Lafontaines persönlicher Werdegang zu sehen, sind seine »Leistungen und Verdienste« in seiner Zeit als Ministerpräsident aufgeführt, und hier kann man auch einen Blick auf das Programm der LINKEN werfen. Außerdem gibt es einen Platz, wo man dem Kandidaten Fragen stellen kann, die er beantworten will, wie es heißt.

Die Partei setzt vor allem auf das Internet. Denn erstens gibt es keine Rundfunk- und Fernsehspots mehr im Landtagswahlkampf und zweitens ist das Kampagnen-Budget auf 500 000 Euro begrenzt – und damit deutlich kleiner als das der konkurrierenden Parteien. Den Schwerpunkt soll die direkte Begegnung mit Lafontaine bilden. Deshalb wird er landauf landab touren, um möglichst viele Saarländer direkt zu treffen.

Dass die SPD der LINKEN einen Schritt voraus ist und schon seit Oktober Filmchen und Internetauftritte präsentiert, amüsiert Wahlkampfchef Lehnert. Das zeige nur, dass die Sozialdemokraten es nötig hätten, ihren Spitzenkandidaten Heiko Maas bekannt zu machen. Das sei bei Lafontaine nicht nötig.

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