nd-aktuell.de / 28.04.2009 / Brandenburg / Seite 20

Wer Windräder sät, wird Sturm ernten

Volksinitiative übergab 26 800 Unterschriften / 1500 Meter Abstand zu Wohnhäusern gefordert

Andreas Fritsche

»Wir sind keine Windkraftgegner«, betonen 18 märkische Bürgerinitiativen. Sie haben sich für eine Volksinitiative gegen die Massenbebauung Brandenburgs mit Windrädern zusammengeschlossen. Man wisse, das alternative Energien in Zeiten knapper werdender Ressourcen unerlässlich sind, sagt die Volksinitiative. Allerdings wende man sich energisch gegen die Art und Weise, in der die Windkraft in Brandenburg ausgenutzt werde.

Die Volksinitiative möchte, dass die einzelnen Windparks mindestens zehn Kilometer voneinander entfernt sind und dass Windräder nicht näher als 1500 Meter an Wohnhäusern stehen dürfen. Naturschutzgebiete sollen frei von Windrädern sein. Gestern übergab die Initiative 26 800 Unterschriften an den Landtagspräsidenten Gunter Fritsch (SPD). 20 000 gültige Unterschriften sind notwendig, um den Landtag zu zwingen, sich mit dem Problem zu beschäftigen.

Michael Effler vom Verein Mehr Demokratie geht davon aus, dass diese Marke erreicht wird. »Wenn man von einer Fehlerquote von 10 bis 15 Prozent ausgeht, ist das durchaus zu schaffen.«

SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck und CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski sprachen sich schon für einen Mindestabstand von 1000 Metern aus. Die bisherigen Regelungen lassen Abstände von bis zu 500 Metern zu. Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) erklärte indes kürzlich, eine bindende Vorgabe zum Abstand der Windräder könne die Regierung gar nicht machen.

»Schon jetzt sind große Teile der Landschaft durch Windparks mit Riesenwindrädern verschandelt«, moniert die Volksinitiative. Menschen, die teilweise nicht weiter als 650 Meter von den Anlagen entfernt leben, werden durch Schlagschatten und Geräusche belästigt, heißt es. Die Häuser seien deswegen nicht mehr zu verkaufen. Auch auf geschützte Tiere und Pflanzen nehme die Branche keine Rücksicht. 225 Quadratkilometer im Bundesland seien bis jetzt als geeignet für die Aufstellung von Windrädern eingestuft. Die Landesregierung wolle sogar 550 Quadratkilometer.

Das Anliegen der Initiative sei verständlich und nachvollziehbar, meint Linksfraktionschefin Kerstin Kaiser. Die Linkspartei sei auch dafür, dass Windräder nicht zu nah an Wohnhäusern und überhaupt nicht in Naturschutzgebieten stehen. Hingegen scheint ihr die Forderung nach zehn Kilometern Abstand zwischen den einzelnen Windparks unbegründet. Kaiser macht deutlich, dass die Windenergie unabdingbar sei, um die Braunkohle und andere fossile Energieträger schrittweise zu ersetzen. Die Fraktionsvorsitzende rügt die ihrer Ansicht nach verfehlte Energie- und Kommunikationspolitik der Regierung und verlangt eine Kampagne für die Akzeptanz erneuerbarer Energien.

»Der Klimawandel lässt uns zum anvisierten Ausbau der Windenergie keine Alternative, er muss aber möglichst einvernehmlich stattfinden«, findet Grünen-Landeschef Axel Vogel. Er nimmt Beschwerden von Anwohnern über Schattenschlag, Spiegelungen und Geräuschbelastungen nach eigenem Bekunden ernst und spricht sich für 1000 Meter Mindestabstand aus. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass der maßvolle Ausbau der Windenergie einen weitaus geringeren Eingriff in Natur- und Siedlungsräume darstelle als der Aufschluss neuer Tagebaue. Die Leistung vorhandener Anlagen müsste laut Vogel gesteigert werden. Er hält es jedoch auch für notwendig, neue Windradgebiete auszuweisen, so dass zwei Prozent der Landesfläche als geeignet eingestuft sind. Bislang sind es Vogel zufolge 1,3 Prozent.

Der Grünen-Landeschef verwies auf mögliche neue Arbeitsplätze durch die Nutzung der erneuerbaren Energien. Bundesweit seien hier in den nächsten Jahren 200 000 Jobs zu erwarten.