Roter Teppich für den Nachwuchs

Wie geht's dem nationalen Kinder- und Jugendtheater? Welche Impulse kann es aus dem Ausland aufnehmen? Diesen Fragen will das 10. Deutsche Kinder- und Jugendtheater-Treffen »Augenblick mal!« vom 5. bis 10. Mai an der Parkaue auf den Grund gehen. Zehn Kuratoren wählten die Inszenierungen des Festivalprogramms schon im Entstehungsprozess aus, denn es werden fast nur Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen zu sehen sein. Es gibt einen fachlichen Diskurs, theaterpädagogische Projekte, Gespräche zu den Stücken, Diskussionen mit Kuratoren, Künstlern und Theaterkritikern.

Viele Fachbesucher werden anreisen. Vor zwei Jahren kamen 304 aus 30 Ländern von allen Kontinenten. Begonnen hat bereits ein Workshop, der junge Berliner darauf vorbereitet, aktuelle TV-Sendungen über das Festival zu produzieren, die dann im Offenen Kanal und übers Internet zu sehen sein werden. Das Junge Staatstheater Berlin in Lichtenberg ist ein guter Ort für dieses alle zwei Jahre vom Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland veranstalteten Festival. Es ist Mitglied der European Theatre Convention (ETC) und die einzige Kinder- und Jugendbühne dieser Vereinigung von 40 Theatern aus 20 Ländern.

Ebenso ernsthaft und professionell, wie an die Arbeit gegangen wird, so locker und mit Augenzwinkern sind beim Festival die Abläufe organisiert. Bei der Eröffnung am 5. Mai, 16.30 Uhr, wird es bestimmt wieder eine Überraschung geben. Vor zwei Jahren war es ein von einem Sponsor bereitgestellter Cadillac vorm Eingang des Theaters. Kultur-Attachés vieler Herren Länder und Theatergruppen stiegen auf der einen Seite ein und rutschten auf der Rückbank durch. Auf der anderen Seite hatten sie ihren umjubelten Empfang und gelangten – »groß vorgefahren« – über den roten Teppich ins Festivalzentrum.

In diesem Jahr stellen sich internationale Gäste aus Iran und Kanada mit Stücken ab 13 und 7 Jahren vor. Das iranische Nanoaroosak Theater zeigt »Schattenkinder« von Dmid Niaz (Farsi mit deutschen Übertiteln). Die fünf jungen Darsteller spielen Straßenkinder, die für einen Mann Kaugummis verkaufen müssen, damit sie einen Platz zum Schlafen haben. Die Schauspieler haben fürs Theater einige Tage so gelebt. Ihre Erfahrungen flossen in die Produktion ein. Aus Kanada kommt die Compagnie Daniel Danis Arts mit »Kiwi«. Auch hier geht es um den harten Straßenkinderalltag des Mädchens Kiwi und ihrer Freunde. Die multimediale Inszenierung erzählt von ihrem Traum, wie eine Familie zu leben (Französisch mit deutschen Übertiteln).

Die einheimischen Festivalteilnehmer kommen aus Mannheim, München, Hamburg, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Essen. Aus Berlin stellt sich in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg Constanza Macras/ Dorkypark mit »Hell on Earth« vor. Eine Geschichte übers Erwachsenwerden mit schlagfertigen Texten und rasanten Tänzen für Jugendliche ab 13.

Die zweite hauptstädtische Produktion ist »Rawums« für Winzlinge ab 2 Jahren. Das Stück von Florschütz & Döhnert über einen Ausflug ins Wunderland der Schwerkraft entstand zusammen mit dem Theater O.N. und der Schaubude. Aus dem Theater an der Parkaue kommt »Der Räuber Hotzenplotz«. Die Festivalproduktionen sind an fünf Spielorten zu sehen. Außerdem bieten neun Berliner Bühnen – von Atze Musiktheater bis Theater Thikwa – Aufführungen im Rahmenprogramm an, damit viele am Festival teilhaben können. 2007 wurden für »Augenblick mal!« 5860 Karten verkauft – eine Auslastung von 99 Prozent.