nd-aktuell.de / 05.05.2009 / Politik / Seite 5

Über den rechten Rand geschaut

Gewerkschaft und linke Organisation warnen mit Broschüre vor Hamburger NPD

Volker Stahl, Hamburg
Aufklärung über »die Anatomie der Hamburger NPD und ihres Umfeldes« verspricht eine von der Gewerkschaft ver.di und der linken Organisation Avanti herausgegebene Broschüre.

»Die Reihen fest geschlossen ...« lautet der Name der gerade erschienenen Publikation, verfasst hat sie der Rechtsextremismus-Experte Felix Krebs. »Der Hamburger Landesverband der Partei ist eindeutig neofaschistisch geprägt und einer der radikalsten und aktivsten in der Bundesrepublik«, betonte Krebs anlässlich der Vorstellung im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof.

2008 seien in der Hansestadt 30 Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund gezählt worden, neofaschistische Gewalttaten hätten sogar um mehr als 100 Prozent zugenommen, sagte Krebs. Wenn die NPD auch nicht direkt dafür verantwortlich zu machen sei, bereite sie mit ihrer menschenverachtenden Ideologie den Nährboden. Als Beleg für diese These nannte Krebs »die enge Zusammenarbeit der Partei mit Freien Kameradschaften«, militanten Organisationen am rechtsextremen Rand.

Zwar befinde sich die NPD derzeit in einer Führungs- und Finanzkrise, doch von ihrem Ende zu sprechen, sei verfrüht, betonte Krebs: »Viele Funktionäre sind hochmotiviert und werden weitermachen.« Die Aktivitäten der NPD in Hamburg hätten in der Vergangenheit »erheblich zugenommen«, was die im vergangenen Jahr gezählten 34 Infostände belegen.

Die Broschüre zeichnet ein deutlich umfassenderes Bild der NPD als der Hamburger Verfassungsschutz in seiner jährlichen Berichterstattung. Neben ausführlichen Porträts der bundesweit bekannten Führungsfigur Jürgen Rieger widmet sich die Studie auch den »Volksverhetzern und Schlägern im Vorstand«: Dr. Karl-Heinrich Göbel, Jan Zimmermann, Jan-Steffen Holthusen, Torben Klebe, Lars Niemann, Ute Nehls und Andrea Schwarz.

Weitere Kapitel in der 110-seitigen Publikation sind den Jungen Nationaldemokraten, den Geschlechterbildern und dem Umfeld der NPD gewidmet. Dem rechnet der Autor neben dem 1962 gegründeten Norddeutschen Kulturkreis (»einer von vielen Tarnvereinen um den Hamburger NPD-Vorsitzenden Jürgen Rieder«) vor allem die »braunen Pennäler« der Schülerburschenschaft Chattia und die Germania zu: »Vor allem diese Burschenschaft hat sich weiter radikalisiert«, so Krebs, »dort tauchen Referenten wie Bernd Rabehl auf, der vorher vor der sächsischen NPD-Fraktion gesprochen hat.«

Eingereiht in den Kampf gegen Rechts hat sich die Gewerkschaft ver.di. »Wir müssen die Menschen aufklären und ihnen aufzeigen, dass die Slogans der Neonazis falsch und in ihrer Konsequenz menschenverachtend sind«, appellierte ver.di-Landesleiter Wolfgang Rose.

Bezug der Broschüre »Die Reihen fest geschlossen …«: ver.di, Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg, Tel. 2858-0