Wieder heiße Luft zum NPD-Verbot?

SPD-Innenminister legten Dokumentation vor – ohne klare Konsequenzen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Innensenatoren und Innenminister mit SPD-Parteibuch legten gestern eine Dokumentation über die NPD vor. Sie soll die Verfassungsfeindlichkeit der Nazi-Partei belegen – ohne Informationen von V-Männern zu benutzen. Soll damit ein erneutes Verbotsverfahren angestoßen werden?

Verbotsverfahren? Die Chefs der Innenressorts schauen bemüht in die Gegend. Der derzeitige Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), Bremens Innensenator Ulrich Mäurer, bedauerte, dass sich die unionsgeführten Bundesländer nicht an der Erstellung der über 90 Seiten beteiligt haben. Schließlich wolle man – so die Einlader aus Berlin, Rheinland-Pfalz, Bremen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein – mit der Dokumentation über die NPD aufklären. Und ein neues Verbotsverfahren initiieren?

Ein »Wie bitte?!« ertönt da aus Schwerin. Innenminister Lorenz Caffier (CDU) betont, sein Land arbeite – wie andere auch – im NPD-Fall dem Bundesinnenminister zu. Auch Caffier ist überzeugt, dass »bereits aus öffentlich zugänglichen Quellen« klar ist, »dass die NPD Ziele verfolgt, die ein Verbot rechtfertigen würden. Sie will unseren freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat zerstören, ein anderes System. Und dabei geht sie aggressiv und kämpferisch vor.«

Wo ist da der Unterschied zu den SPD-Ressortchefs? Holger Hövelmann, Innenminister in Sachsen-Anhalt, meint auch nur, dass die vorgelegte Zusammenstellung »die verfassungsfeindliche Ausrichtung der NPD, ihre ideologische Kontinuität zum Nationalsozialismus und ihre aggressiv-kämpferische Haltung gegenüber dem demokratischen Staat« deutlich belegt. Wer die Partei verbieten will, »wird hier fündig«. Doch das Wort »Verbot« kommt nicht als SPD-Innenressort-Forderung daher. Die Sprecherin des Berliner Senators geht über Schleichwege: »Was ist dabei, wenn Schulen und der restlich interessierten Öffentlichkeit etwas über die NPD in die Hand gegeben wird?« Auch von einer Solidaritätserklärung der SPD-Kollegen für ihren Chef will sie nichts wissen. Erhard Körting hatte im ND unlängst namens der SPD-Innenminister den Abzug der Verfassungsschutz-V-Leute aus der NPD verkündet, um das notwendige neue NPD-Verbotsverfahren nicht zu gefährden. Dafür hat der Senator tüchtig politische Prügel bezogen.

Alles »heiße Luft«, wehrt die Bundestagsabgeordnete der LINKEN, Ulla Jelpke, ab. Dass NPD-Kader undemokratisch, rassistisch und antisemitisch sind, ist allgemein bekannt, sagt auch die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (Grüne). Mit einer solchen Zitatsammlung nun sorglos ein neues NPD-Verbotsverfahren anzusteuern, wäre hochgradig gefährlich. Zum eigentlichen juristischen Problem – den V-Leuten – schweige die Studie ohnehin.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal