Argumente für Ethik

Humboldt-Universität stellte Studiengang vor

  • Katharina Zeiher
  • Lesedauer: 2 Min.

Eines steht fest: Ethikunterricht bleibt nach dem gescheiterten Volksentscheid der Kampagne Pro Reli verpflichtendes Schulfach für die Klassen 7 bis 10. Doch sind damit nicht alle Diskussionen um das Unterrichtsfach Ethik vom Tisch. An der Humboldt-Universität (HU) wurde gestern der Studiengang für angehende Ethiklehrer erläutert. Seit dem Wintersemester 2007/2008 gibt es in Berlin die Möglichkeit, ein lehramtsbezogenes Bachelor-Studium an HU oder der Freien Universität (FU) zu absolvieren. Die beiden Universitäten bieten die Studiengänge in Abstimmung mit dem Rahmenlehrplan Ethik an. Während jedoch an der HU Religion als Bestandteil philosophiegeschichtlicher Debatten behandelt wird, integriert die FU auch religionswissenschaftliche Ansätze ins Studium.

Volker Gerhardt, Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie der HU, zeigte sich »persönlich außerordentlich befriedigt« über den Ausgang des Volksentscheids. Nach dem medialen Sturm um Pro Reli wolle man sich nun wieder »auf die Sache konzentrieren«, sagte Gerhardt, der auch Vorsitzender der Kommission Ethik des Berliner Senats war. Ethik sei ein »anspruchsvolles« Fach, für das Lehrkräfte umfassend philosophisch geschult werden müssten.

Die Lehramtsstudierenden sollten befähigt werden, über die Auseinandersetzung mit philosophischen Konzepten zu gesellschaftlichen und politischen Fragen Stellungnahmen zu entwickeln, sagte Thomas Schmidt, der ebenfalls an der HU Praktische Philosophie lehrt. Vernünftiges Argumentieren und das Akzeptieren unterschiedlicher Standpunkte seien die zentralen methodischen Kompetenzen für die angehenden Lehrer, hob Schmidt hervor.

Kirsten Meyer, Professorin für Didaktik der Philosophie, erläuterte das Ineinandergreifen von Theorie und Praxis. Das auf Philosophie ausgerichtete Konzept des Studiengangs bedeute keineswegs, so Meyer, dass sich die Siebt- bis Zehntklässler im Unterricht mit hoch abstrakten Texten von Kant oder Spinoza auseinandersetzen müssten. Vielmehr gehe es darum, den zukünftigen Lehrkräften das notwendige philosophische Wissen zu Themen wie Menschenwürde oder Armut zu vermitteln. »Dazu gibt es in der Philosophie unterschiedliche Antworten, die man kennen muss, um mit Schülern zu diskutieren«, betonte Meyer. Mit jüngeren Jahrgängen würde man im Ethikunterricht durchaus auch Alltagsfragen, etwa »Darf man lügen?« behandeln.

Ziel der Ausbildung sei es, sagte Schmidt, die Dialogfähigkeit und Urteilskraft der Studierenden und Schüler zu stärken. »Wesentlich ist es, dass man vernunftgeleitet über Dinge nachdenken kann.«

An der Humboldt-Universität schließen pro Lehrjahr zwischen 20 und 30 zukünftige Lehrkräfte das Ethikstudium mit dem Master ab. Laut Schmidt reicht dies aber nicht aus, um den Bedarf zu decken. Bislang bietet die Senatsverwaltung für Bildung Weiterbildungen für das Fach Ethik an.

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