Dmitri Medwedjews durchwachsene Bilanz

Vor einem Jahr trat der russische Präsident sein Amt an. Putins Schatten folgt ihm noch immer

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Die Zustimmungsraten für Präsident Dmitri Medwedjew, der am Donnerstag vor genau einem Jahr seinen Amtseid auf die russische Verfassung leistete, bröckeln. Im März 2008 mit 70 Prozent gewählt, kam er jetzt bei Umfragen auf 65 Prozent. Beobachter verwundert das nicht. Zu unterschiedlich waren ihrer Meinung nach die Erwartungen in der weiterhin tief gespaltenen Gesellschaft Russlands.

Nach wie vor sieht eine Mehrheit im Lande in Dmitri Medwedjew eine Art Lordsiegelbewahrer ohne eigene Gestaltungskompetenz, der bei den nächsten Wahlen erneut an Vorgänger Wladimir Putin übergibt. Eine Minderheit erhoffte sich etwas anderes – eine Demokratie, die ohne einschränkende Adjektive wie »gelenkt« und »souverän« auskommt, dafür mit funktionierender Gewaltenteilung einschließlich unabhängiger Gerichte und gleichem Zugang aller politisch relevanten Gruppen zu freien Medien.

Doch Medwedjew muss auf rivalisierende Interessengruppen der russischen Eliten Rücksicht nehmen, einer Klientel, zu der er bis zu seiner Wahl selbst gehörte. Dass er sich beim Gerangel um die Putin-Nachfolge durchsetzen konnte, verdankt er vor allem seiner Bereitschaft zu Ausgleich und Kompromiss. Doch inzwischen bläst Russland – politisch wie wirtschaftlich – der Wind sehr viel rauer ins Gesicht als noch in der Ära Putin. Die weltweite Krise...


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