Gotcha-Spieler im Visier der Koalition

Verschärfung des Waffenrechts geplant

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Große Koalition will das Waffenrecht verschärfen. Dazu gehört auch, dass Spiele wie Gotcha oder Paintball und Laserdome verboten werden. Verstöße sollen mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro belegt werden.

Franziska Lüddemann ist sauer. Sie versteht Politiker nicht, »die alles durcheinander werfen«, nur um beim nächsten Amoklauf nicht als untätig gebrandmarkt zu werden. Lüddemann ist Berlinerin, 30 Jahre alt, spielt seit 2007 begeistert Gotcha und hat die Geschäftsführung der Paintgalaxy GmbH übernommen.

Was kann schlimm sein an ihrem Tun, wo doch Gotcha-Turniere sogar in »Eurosport« übertragen werden? Weltweit sind Teams in speziellen Ligen organisiert. »Bei uns trainieren keine Schießwütigen, es geht nicht darum, jemanden ›abzuknallen‹.« Allenfalls würde man gegnerische Spieler per Farbkugel »markieren«, um die »feindliche« Fahne zu erobern.

Ein Sportkamerad springt ihr bei. »Wir simulieren nicht das Töten. Sittenwidrig sind ganz andere Sachen.« Er sucht nach Beispielen, es fallen ihm Sado-Maso-Spiele ein. Frau Lüddemann sammelt derweil weitere Argumente. Nicht nur, dass es sich um einen Sport handelt, der tüchtig Muskelkater verursacht. Nein, zu ihr kämen sogar Firmenchefs, die Spielzeit buchen, um den Teamgeist ihrer Angestellten aufzufrischen. »Das ist alles andere als Erziehung zu Schießwut.« Im übrigen kenne sie nicht einen Fall, bei dem ein Gotcha-Spieler mit einer scharfen Schusswaffe Amok gelaufen sei.

Nicht weniger empört sind jene, die legal Schusswaffen besitzen. Im Namen »von rund drei Millionen Sportlern, Jägern, Brauchtumsschützen, Sammlern und Erbwaffenbesitzern sowie mehrerer hunderttausend Beschäftigten in Handel und Produktion« weist Dr. Hans Scholzen vom Verband für Waffentechnik und -Geschichte die »ungerechtfertigte Stigmatisierung und den »falschen Generalverdacht« zurück. »Mit politischem Aktionismus und Radikalentscheidungen auf dem Rücken mehrerer Millionen rechtstreuer Mitbürger, ist niemandem gedient.«

Was nun löste diese Protestflut aus? Nach dem Amoklauf an einer Winnendener Schule Mitte März war die Debatte über das Waffenrecht abermals entfacht worden. Die Koalition hat sich nun offenbar auf eine Verschärfung geeinigt. SPD-Fraktionsvize Fritz Rudolf Körper meint, die neuen Vorschriften würden jetzt »mit Hochdruck ausformuliert und in der nächsten Woche abschließend beraten«.

Ein Verbot großkalibriger Waffen für Sportschützen wird nicht eingeführt. Übungen mit derartigen Waffen sollen künftig erst ab 18 Jahren zulässig sein, nicht mehr ab 14. Vorgesehen sind ein bundesweites elektronisches Waffenregister sowie eine verdachtsunabhängige Kontrolle von Waffenbesitzern. Einig sind sich Union und SPD auch darin, dass Waffen und Waffenschränke künftig mit biometrischen Systemen gesichert werden. Doch leider, so gibt man kleinlaut zu, sei die Technik nicht serienreif. Als Anreiz zur Abgabe illegaler Waffen plant die Koalition eine Amnestie-Regelung.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal