Respekt!

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Hilfe, sie kommen schon wieder! Vor jeder Wahl kümmern die Politiker aller Farbschattierungen sich mit einer Charme-Offensive um uns Ostdeutsche, dass einem Angst und Bange werden kann. Aber Gottlob, die Ödnis kommt ab 28. September wieder – wie in all den 19 Jahren zuvor. Wir seltsamen Wesen mit Hang zur Larmoyanz, Appetit auf Rotkäppchen-Sekt und ausgeprägter Vorliebe für falsches Wahlverhalten müssen den Jahrmarkt der Eitelkeiten und nicht einzulösender Versprechen ertragen – weil Wahlarithmetiker von Union und SPD herausgefunden haben, dass ohne die Stimmen aus dem Osten nichts läuft. Stoiber musste es bitter erfahren. Und Schröder gar ostdeutsche Cousinen aus dem Hut zaubern, als seine Macht zu wackeln begann.

Solche Spielchen braucht Wolfgang Tiefensee nicht. Er, der kürzlich noch seinem SPD-Parteifreund und Schweriner Ministerpräsidenten ins Stammbuch schrieb, die schönen Seiten der DDR zu stark betont zu haben, ist allein durch seine Leipziger Herkunft geadelt. Wenn also Tiefensee bunte Bilder von geglückten Biografien und erfolgreichen Menschen im Osten malt, ist das allemal mehr wert als das Anpinnen eines Gemäldes eines DDR-Künstlers in einer Ausstellung. Und dass der Minister für östliche Angelegenheiten, der ob glückloser Schaffensbilanz um seine zweite Spielzeit im Bundeskabinett bangen muss, mehr Respekt für die Ostdeutschen fordert, verlangt vor allem eines: Respekt für soviel Selbstlosigkeit.

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