Offener Brief an Innensenator Körting

Beratungszentrum für vergewaltigte Frauen fordert glaubwürdige Entschuldigung

  • Lesedauer: 2 Min.

(ND). Der Vergleich war grotesk. »Das ist wie bei Sexualdelikten: Ist die Frau erst mal ausgezogen und vergewaltigt, dann fällt es anderen leichter, auch mitzumachen.« Mit diesem Zitat setzte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) nach den gewalttätigen Scharmützeln zum 1. Mai in Kreuzberg Steinwerfer mit Vergewaltigern gleich.

Nach harscher Kritik nahm Körting die Aussage zwar zurück. Wirklich überzeugend erscheint die Entschuldigung den Mitarbeiterinnen von »LARA. Krisen- und Beratungszentrum für vergewaltigte und sexuell belästigte Frauen« jedoch nicht. »Wir fordern Sie auf, Ihrer Entschuldigung Glaubwürdigkeit zu verleihen, indem Sie das Berliner Beratungszentrum für vergewaltigte Frauen in seiner Arbeit unterstützen«, schreiben die Mitarbeiterinnen des Beratungszentrum in einem offenen Brief. Besonders der Mythos, dass Männer bei Vergewaltigungen Frauen nur als Objekte sehen und ihr Verhalten nicht steuern können, habe der Innensenator unreflektiert in seiner Aussage übernommen, kritisieren die Mitarbeiterinnen. Nun seien solche Bagatellisierungen zwar an der Tagesordnung, wenn sich jedoch ein herausgehobener Vertreter einer demokratischen Institution derart äußere, wiege eine solche Aussage ungleich schwerer. »Um Sie über die Vorurteile, die Sie tradieren, aufzuklären, laden wir Sie gerne zu einem Besuch in unsere Beratungsstelle ein.« Auch einer Spende zeigen sich die Autorinnen nicht abgeneigt: »Denn unsere Arbeit kostet Zeit und Geld, die es bei der gegenwärtigen Haushaltslage nicht gibt.«

Spendenkonto: Verein gegen sexuelle Gewalt an Frauen, Bank für Sozialwirtschaft. BLZ 10020500. KTO. 3266801

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