Bloß eine fixe Idee?

Holger Elias will den Greifenverlag Rudolstadt wieder neu beleben / Der Journalist (auch ND-Autor) wird Verleger

  • Lesedauer: 3 Min.
Fragwürdig: Bloß eine fixe Idee?

ND: Sie wollen am 15. Mai in Rudolstadt den Greifenverlag neu gründen. Eine fixe Idee?
Elias: Damit beschäftige ich mich schon seit zehn, zwölf Jahren. 2004 wurde der Greifenverlag von Amts wegen gelöscht. Als der Name frei war, habe ich mir die Rechte daran gesichert. Eine Neugründung war nicht möglich. Dazu braucht man eine stabile finanzielle Basis. Wir sind dann über ein Digitalsierungsprogramm der Eulenspiegel Verlagsgruppe zusammengekommen, um Bücherbestände der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wer ist »wir«?
Die Verleger Matthias Oehme, Frank Schumann und meine Wenigkeit. Es stellte sich aber heraus, dass es notwendig ist, diese Leistungen in eine eigene Verlagsgesellschaft auszugliedern.

Was verbirgt sich hinter dem Digitalisierungsprojekt?
Eine moderne Druckform, mit der Bücher in geringer Stückzahl produziert und kostengünstig angeboten werden können.

Kann man auch Versuchsballons mit unbekannten Werken starten?
Sicher. Der Digitaldruck ist bis zu einer Auflage von etwa 1000 Stück wirtschaftlich. Wenn man natürlich weiß, man hat einen Bestseller, wird man den gleich auf herkömmlichem Weg produzieren.

Wird die Digitaldrucktechnik im Verlag selbst aufgebaut?
Im Moment haben wir einen Vertragspartner in Norderstedt, den Marktführer auf diesem Gebiet. Wir können Bücher am Verlags-PC komplett herstellen, digitalisieren und dann in das System des Vertragspartners einspeisen. Innerhalb einer Stunde ist das Buch dann verkaufsfertig.

Wie ist der Vertrieb aufgebaut?
Der Vertragspartner übernimmt selbst den Vertrieb über den Internetbuchhandel. Man kann auch beim Verlag direkt bestellen.

Der Greifenverlag besaß ein illustres Autorenverzeichnis. Wird darauf zurückgegriffen?
Wir unternehmen schon sehr detaillierte Versuche, an bestimmte Rechte wieder heranzukommen. Die Rechte sind ja mit der Liquidation an die Autoren oder deren Erben zurückgegangen. Wir recherchieren gerade bei Autoren wie Inge von Wangenheim, Paul Zech oder Lion Feuchtwanger, um einzelne Werke oder Werkszusammenfassungen in unserem Verlag wieder veröffentlichen zu können. Wir sind aber auch mit jüngeren Autoren im Gespräch. Ein Verlagsbeirat dem unter anderem Matthias Biskupek, Landolf Scherzer und andere Kulturschaffende angehören, wird helfen, das Verlagsprogramm zu entwickeln.

Der Verlag wurde eigentlich schon zu Jahresbeginn gegründet.
Wir haben die Technologie zur Serienreife geführt und die ersten 130 Titel veröffentlicht. Der Verkauf ist ohne Werbung sehr gut angelaufen. Wir glauben, dass das ein sehr erfolgreiches Projekt werden wird. Bis Juli 2010 wollen wir 1000 Titel herausbringen.

Wo wird der Verlagssitz sein?
Wir ziehen gerade von Berlin nach Rudolstadt um, wo Karl Dietz den Verlag vor 90 Jahren gegründet hatte. Mit dem Umzug wird auch die Unternehmensform geändert. Die bisherige GbR wird zur Jahresmitte aufgelöst und durch eine Genossenschaft ersetzt. Als Grundkapital benötigen wir mindestens 250 000 Euro. Finanziert wird das durch Mitgliedsbeiträge von 2 000 Euro. Unsere E-Mail-Adresse: verlag@greifenbuch.de

Fragen: Peter Liebers

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