nd-aktuell.de / 09.05.2009 / Sport / Seite 10

Diego fehlt – in Istanbul und in Zukunft

Bremen steht nach dem 3:2 beim Hamburger SV im Finale des letztmals gespielten UEFA-Pokals

Jirka Grahl, Hamburg

Nach dem Feiern kamen die Fragen. Und als Werder Bremens Diego in ausreichendem Maße mit den Kollegen über den Rasen getantzt war, galt es, sie zu beantworten: Kann ihn das Erreichen des UEFA-Cup-Finales noch davon abhalten, den SV Werder zu verlassen? Oder ist wirklich seit Mittwochnacht alles klar mit Juventus Turin, wie italienische Zeitungen erfahren haben wollen? Geht Diego zu Juventus Turin, kassiert Bremen dafür 34 Millionen Euro?

Von Diego kam dazu kaum Erhellendes: »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen«, meinte der 24-jährige Supertechniker nach dem 3:2-Sieg beim Hamburger SV im Halbfinalrückspiel des UEFA-Cups, bei dem er 90 Minuten lang ebenso inbrünstig gekämpft wie spielerisch verzückt hatte. »Und wissen Sie: Das war mein bisher schönster Abend, seit ich in Deutschland bin«, schwärmte Diego, der im Sommer 2006 vom FC Porto nach Bremen kam: »Ich konzentriere mich 200 Prozent auf Werder.«

Entscheidendes wird ihm dabei allerdings nur noch einmal abverlangt, im DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen am 30. Mai. In der Meisterschaft haben die Bremer als Zehnter nichts mehr zu bestellen. Und zum UEFA-Cup-Finale in Istanbul am 20. Mai gegen Schachtjor Donezk wird Bremens Nummer 10 zwar mitfliegen, aber nicht mitspielen: In der 41. Minute gegen den HSV sah er die zweite Gelbe des laufenden Wettbwerbs wegen Meckerns und ist damit gesperrt für das allerletzte Endspiel des UEFA-Cups: 2009/2010 wird daraus die »UEFA Europa League«.

Die italienische Sportpresse feierte gestern den Diego-Transfer als vollzogen. Juventus, derzeit Dritter, werde mit diesem Neuzugang eine Erfolgsära beginnen. Das Zeug dazu hätte Diego. Am Donnerstagabend bekamen die 51 000 im Hamburger Stadion und zehn Millionen vor den Fernsehern noch einmal vorgeführt, von welcher Klasse der Spieler Diego ist: Ein Stück noch entfernt von der Genialität des Barca-Stars Lionel Messi, aber kaum einen Deut schwächer als Bayerns Zauberer Franck Ribery, für den ManU angeblich 70 Millionen Euro Ablöse bietet. Diego ist unglaublich schnell, extrem ballsicher, ungewöhnlich lauffreudig und verliert kaum einen Zweikampf: Weltklasse – auch wenn ihm am Donnerstag sein peruanischer Mannschaftskollege Claudio Pizarro ein wenig die Show stahl.

Sollte Diego gehen, wäre dies nur logisch: 2010 ist Fußball-WM. Brasilien-Trainer Carlos Dunga achtet sicher mehr auf die Champions League, denn auf die »Europa League«, die Bremen bestenfalls erreichen kann. Und auch von Spielen gegen den HSV hat Diego vor dem vierten Duell am Sonntag vorerst genug. Er sagt: »Das Ligaspiel ist nun wirklich nicht mehr wichtig. Das spielen wir für unsere Fans .« Die aber sollten ihren Liebling besser nicht verpassen.

Hamburger SV: Rost - Demel (63. Boateng), Gravgaard, Mathijsen, Jansen (77. Aogo) - Jarolim, Alex Silva (72. Benjamin) - Pitroipa, Trochowski - Olic, Petric.

Werder Bremen: Wiese - Fritz, Mertes-acker (53. Prödl), Naldo, Boenisch - Baumann - Frings, Özil - Diego - Pizarro (90. Niemeyer), Rosenberg (62. Hugo Almeida).

Tore: 1:0 Olic (13.), 1:1 Diego (29.), 1:2 Pizarro (66.), 1:3 Baumann (83.), 2:3 Olic (87.). SR: De Bleeckere (Belgien). Zu.: 51 000 (ausverkauft).