Gedenken an die versunkene Bibliothek

Linkspartei veranstaltet zum 15. Mal »Lesen gegen das Vergessen« auf dem Bebelplatz in Mitte

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Schüler der Jüdischen Oberschule (o.) und die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins, Lala Süßkind (u.), lesen auf dem Bebelplatz gegen das Vergessen.
Schüler der Jüdischen Oberschule (o.) und die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins, Lala Süßkind (u.), lesen auf dem Bebelplatz gegen das Vergessen.

Auf dem Platz gegenüber der Humboldt-Universität lodern Flammen in grellem Scheinwerferlicht, Studenten in Uniform rufen und schreien ihre Abneigung heraus und zerfetzen mit Begeisterung Buch um Buch. Als ein hagerer Mann die Szene betritt, kehrt Ruhe ein. Erbittert hetzt der Nazi-Minister für Propaganda gegen »geistige Unflat« und gefährliche Literatur.

Die Stimme der 99-jährigen Elfriede Brüning dringt ruhig und betont über den Bebelplatz, als sie am Freitagvormittag aus ihrem Buch »Gedankensplitter« vorliest und die Bilder der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 heraufbeschwört. Das Gemurmel im Publikum ist vollends verstummt, das einzige Störgeräusch ist das Summen der Baumaschinen irgendwo hinter der Alten Bibliothek. Die Schriftstellerin gehört zu den letzten lebenden Zeitzeugen der Bücherverbrennung in Berlin vor 77 Jahren.

Die Aktion »Lesen gegen das Vergessen« fand in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Gemeinsam mit der Partei die LIN...


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