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Abwracker

TV-Tipp für morgen:

  • Jan Freitag
  • Lesedauer: 2 Min.

Für einen Dollar täglich zerlegen Wanderarbeiter in Bangladesch gigantische Schiffswracks zu handlichen Stücken, ohne Arbeitsschutz und Verträge, barfuß verladen für Hungerlöhne, die ihnen am Ende noch nicht mal ausgezahlt werden. Die Dokumentation »Eisenfresser« ist ein einziger Vorwurf ans System weltweiter Ausbeutung. »Hab' keine Angst vor dem Meer«, zitiert Regisseur Shaheen Dill-Riaz ein Sprichwort zum Einstieg, »es wird dir Früchte bringen«. Im Glauben daran ziehen die Bauern des bettel-armen Nordens zwischen Saat und Ernte Jahr für Jahr nach Chittagong im Landessüden, zur Abwrackwerft namens »Friede, Glück, Wohlstand«. Ein zynischer Name, gewählt von einem Besitzer, der beim Besuch behauptet, »ich liebe meine Arbeiter und meine Arbeiter lieben mich«. Zur Begrüßung küssen sie ihm die Füße.

Dill-Riaz – Autor, Sprecher, Kameramann in einem – seziert die Abgründe des Kapitalismus ohne Pathos. Er lässt die Realität wirken, bis es schmerzt. So beginnt »Eisenfresser« mit Wellensound und Sitarklängen, jäh unterbrochen vom Lärm zerberstenden Stahls. Dass die Menschen dabei permanent singen, scheint die Ungerechtigkeit hinnehmbar zu machen. Nach diesem Film aber weiß man: Es ist ein Trugschluss. Dennoch hat er etwas bewirkt. Befeuert von internationalen Preisen, nutzten ihn Hilfsorganisationen für ihre Klage gegen die Zustände auf Werften wie dieser. Eine brachte gar juristisch Erfolg: Umweltauflagen. Ob der Sieg auch den Arbeitern von Chittagong nützt?

arte, 14. Mai, 9.55 Uhr

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