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Kritik am Papst: »Kalt und abstrakt«

Debatte um Benedikts Rede in Jad Vaschem

  • Lesedauer: 2 Min.

Jerusalem/Berlin (Agenturen/ ND). Papst Benedikt XVI. hat am zweiten Tag seines Israelbesuchs heilige Stätten von Judentum, Islam und Christentum besucht.

Bei Treffen mit Vertretern der drei Religionen rief er zu Dialog und Versöhnung auf. An der Klagemauer in Jerusalem hinterließ er einen Zettel mit einem Gebet für Frieden im Nahen Osten. Zuvor hatte er den Felsendom auf dem Tempelberg besucht und den Großmufti von Jerusalem, Muhammad Ahmad Hussein, getroffen. Die Christen in Nahost rief er bei einem Besuch im Abendmahlssaal auf, zum Frieden beizutragen.

Mit seinen Äußerungen in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem hat der Papst eine Debatte über die Haltung der katholischen Kirche zum Massenmord an den Juden ausgelöst. Israels Parlamentspräsident Reuwen Rewlin sagte, er sei am Montag nicht nach Jad Vaschem gekommen, um »historische Beschreibungen« der Schoah zu hören. Vielmehr habe er gehofft, dass der Papst eine Entschuldigung vorbringe, »gerade wegen der Deutschen und der Kirche«. Bedauerlicherweise habe der Papst nichts dergleichen geäußert. Der Direktor der Gedenkstätte, Awner Schalew, sagte im israelischen Rundfunk, die Worte des Papstes seien zwar wichtig, aber »kalt und abstrakt« gewesen.

Der Papst hatte am Montag erklärt, die Leiden der Opfer dürften »niemals geleugnet, in Misskredit gebracht oder vergessen werden«. Den Antisemitismus verurteilte er als »inakzeptabel«.

Auch die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, kritisierte den Auftritt des Papstes in Jad Vaschem. Zwar habe er mit seinem Aufruf zum Kampf gegen Antisemitismus ein »positives Signal in Richtung Judentum« ausgesandt. Dennoch erscheine die Geste »angesichts der noch ausstehenden klaren Distanzierung des Vatikans von der antisemitischen Pius-Bruderschaft« als halbherzig.

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