Der Macher

Kai Diekmann / Der »Bild«-Chefredakteur ist jetzt Miteigentümer der »taz«

  • H.-D. Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die »Bild«-Zeitung tritt auf wie jemand, der den längeren Arm hat. Eine Weile aber ging es nur um den längeren Penis – und zwar um den vom Chefredakteur. In der »taz« hatte Satiriker Gerhard Henschel erfundene Gerüchte über eine missglückte Penisverlängerung Kai Diekmanns kolportiert, und der klagte. Nicht über Schmerzen, sondern berechtigterweise wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Diekmanns Anwalt erklärte damals, die Zeitung habe mit dem Entsetzen Scherz getrieben (dabei wurden gar keine Bilder veröffentlicht). Klarer Phall: Die »taz« darf den Kasus nicht wiederholen! Und jetzt rächt sich Diekmann: Er steigt als Miteigentümer ein und sagte den mehrsinnigen Satz: »Die ›taz‹ ist mein zweitbestes Stück.« Immerhin: Zum 25. Geburtstag des westlinken Kultblattes war er dort Chefredakteur für einen Tag und sorgte für die meist verkaufte Ausgabe der Blatt-Geschichte. In der Redaktion selber bezeichnet man den »Bild«-Chef als einen jener politisch Konservativen, die sich »nach wirklich unabhängigem Journalismus sehnen«. Solche Sehnsucht führt automatisch in eine Genossenschaft.

Diekmann, Jahrgang 1964, machte als »Bild«-Volontär sein erstes Helmut-Kohl-Interview, seit Januar 2001 leitet er das Blatt. Die Achtundsechziger sind seine Lieblingsfeinde, »vor allem geht das Gutmenschentum auf ihre Kappe, also der irritationsfreie Glaube an das Gute im Menschen, auch bei Sexualstraftätern, Asylbetrügern, Sozialschmarotzern«. Das ist nicht fein – beschimpft man seine Leserschaft so?

Als Chefredakteur – der schon vom Papst empfangen wurde – sagt man ihm wirblige Kraft nach, ein Mann mit Macherlust, die mit nahendem Redaktionsschluss fiebriger wird; Ideen als Ausfluss des Druckes, der eine Tageszeitungstruppe erst ins Vibrieren bringt. Einer mit Gespür, wie man Seiten auf Wirkung baut. Auch unter Niveau – wo die »Titelmiezen«, was sie haben, in den öffentlichen Raum hängen – gibt es genug Deutschland, um es profitabel zu durchseuchen. Blätter, die auf Abos bauen müssen, sind seine Sache nicht, der Einzelverkauf entscheidet. Der Kiosk: die Deutsche Bank des Zeitungsmarktes.

Die »taz« hat einen Unterstützer mehr. An eine Fusion ist vorläufig nicht gedacht.

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