Es muss kein Sprachkrampf werden

Am Sonntag treffen sich junge Sprachkünstler zum Finale der diesjährgen Deutsch-Olympiade in Berlin

  • Sabine Sölbeck
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit 2007 gibt es die Deutsch-Olympiade, von der Hertie-Stiftung und dem Goethe-Institut ins Leben gerufen. Am Sonntag wird das Bundesfinale im Deutschen Theater in Berlin ausgetragen. Die besten Teams wurden in den Vorrunden der Landesfinales ausgewählt.

Die Spiele können beginnen. An dem mündlich ausgeführten Wettbewerb beteiligten sich 597 Schulen aus allen Bundesländern. Über 44 000 Hauptschüler und Gymnasiasten der Jahrgangsstufe neun übten im Deutschunterricht die Disziplinen Reimen, Umschreiben, Erzählen, Erklären und Darstellen. Innerhalb von zwei Minuten müssen sie diese Disziplinen dann im Wettbewerb aus dem Steggreif bewältigen. Die Landesfinales haben gezeigt, sie tun das mit Erfolg und Freude. Das bestätigt die Projektleiterin Kristina Raab. Die Teilnehmerzahlen steigen, 90 Prozent der Schulen, die sich bereits im Vorjahr beteiligt haben, nehmen die Anregungen der Deutsch-Olympiade auf und bauen die Aufgaben im Unterricht ein. Noch ist aber das Ziel, diese in den Lehrplan zu integrieren, noch nicht erreicht. Die Unterstützung der Kultusministerkonferenz haben sie, so Kristina Raab. Derzeit machen Lehrer und Schüler also freiwillig von dem Bildungsangebot Gebrauch.

Die Schüler des Berliner Schiller-Gymnasiums sagen: »So macht Deutschunterricht mehr Spaß.« Sie sind die Gewinner des Berliner Landesfinales. Als sie im März auf der Bühne im Gripstheater standen, haben sie die Zuschauer und die fünfköpfige Jury aus Bildung, Kunst und Wissenschaft überzeugt. Es war eine Sache, innerhalb von zwei Minuten überzeugend zu reimen, zu umschreiben oder zu erklären. Ihre besondere Kraft lag aber in der Zusammenarbeit im Team. Besonders überzeugend war, dass sie sich ganz aufeinander konzentrierten, sich sprachlich aufeinander bezogen, sich offensichtlich zuhörten und mittels Blickkontakt unterstützten.

Denn Sprache ist mehr, Sprache ist Kommunikationsmittel im Team. Das zu lernen, kann für Schüler von neunten Klassen hilfreich sein. Ihren ersten Auftritt haben sie unter anderem bei Bewerbungsgesprächen, in denen sie sich ausdrücken und überzeugen müssen. Das kann durch Witz und den intelligenten Umgang mit Sprache geübt werden. In der Disziplin Erklären muss zum Beispiel das Vierer-Team ein Wort erklären, das nicht im Wörterbuch steht, zum Beispiel »Sparkrampf«. Zwei Minuten Vorbereitung, zwei Minuten Durchführung. Das Team soll sich Gedanken über die Bedeutung des Wortes machen und Wissenswertes über die Sache erläutern. Es zeigt sich, dass Jugendliche diese Art von Sprachschulung gern annehmen. Sie messen sich an ihren Ideen, applaudieren, wenn es eine besonders gute Umsetzung oder Idee gibt. In den Endrunden gab es frenetisches Geschrei. Durch die lockere Atmosphäre, in der der Sprachwettbewerb ausgetragen wurde, werden vor allem Jugendliche aus den bildungsfernen Milieus angesprochen.

Die Deutsche Sprache zu fördern, war die ursprüngliche Idee der 2004 gegründeten Initiative »Deutsche Sprache«. In der Folge erdachte diese Initiative mehrere Projekte. Ein bekanntes war »Jugend debattiert«. Die Ausgangsfrage des Projektes war, gemäß dem internationalen Engagement der Goethe-Stiftung, wie Deutsch im Ausland am Besten zu fördern sei. Im kommenden Schuljahr wird die Deutsch-Olympiade von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung ausgerichtet. Bewerbungsunterlagen sind auf der Homepage zu finden.

www.deutsch-olympiade.de

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