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»Der Glaube lebt weiter«

Bundesliga: Energie Cottbus muss nach dem 0:1 gegen Gladbach um den Klassenerhalt bangen

  • Christian Heinig, Cottbus
  • Lesedauer: 3 Min.

Hans Meyer ist beliebt im Osten Deutschlands. Sicher, er trainiert nicht mehr den FC Carl Zeiss Jena, auch nicht den einstigen FC Karl-Marx-Stadt. Sein Verein heißt seit einem dreiviertel Jahr Borussia Mönchengladbach, Mittwochabend der Gegner von Energie Cottbus, der seit drei Jahren beharrlich die Stellung als einziger Ex-DDR-Klub in der Fußball-Bundesliga hält.

Trotzdem: Als Hans Meyer, 66, gut eine halbe Stunde nach Spielende von ein paar Energie-Fans, die noch im Stadion der Freundschaft ausharrten, um ein Autogramm gebeten wird, ist er mit dem Stift zur Stelle. Erst in der 91. Minute hatte sein Team den 1:0-Siegtreffer erzielt. Meyer hat Zeit, er wartet auf seinen Trainerkollegen, um zur obligatorischen Pressekonferenz zu gehen. Doch Bojan Prasnikar, der Cottbuser Coach, muss in der Kabine Aufbauarbeit leisten. Und die dauert diesmal etwas länger.

Das 0:1 hat die abstiegsbedrohten Cottbuser am drittletzten Spieltag der zweiten Liga noch ein kleines Stück näher gebracht. Für Meyers Mönchengladbacher, nicht minder abstiegsbedroht, dagegen war der Erfolg in letzter Sekunde »eine feine Sache«, wie Meyer es nennt. Sie haben jetzt als Tabellen-14. immerhin 30 Punkte. Energie Cottbus bleibt auf Rang 17 mit weiterhin 27 Zählern. Der Brasilianer Dante, Gladbachs 25-jähriger Innenverteidiger, hatte die Lausitzer nach einer Ecke des eingewechselten Marko Marin per Kopfball mitten ins Herz getroffen.

»Für Cottbus tut es mir Leid«, gestand Meyer, »weil hier über Jahrzehnte tolle Arbeit geleistet wird.« Da sprach er, der Fußball-Ossi, und die Sätze klangen ehrlich und mitfühlend. Bereits im Vorfeld hatte Meyer eingestanden: »Der Fußball im Osten liegt mir schon am Herzen.« Deshalb drücke er den Cottbusern »ganz sicher« die Daumen im Kampf um den Erhalt der Erstklassigkeit. Nur eben nicht im direkten Duell am Mittwochabend. Der Profifußball sei schließlich »nichts für Romantiker«.

Wohl wahr. Und die Cottbuser müssen sich vorwerfen, lange Zeit zu zaghaft agiert zu haben. Erst in der Schlussphase boten sich durch den eingewechselten Jiayi Shao (86./89.) – einmal nach Vorlage von Stiven Rivic, einmal nach Pass des eifrigen, aber glücklosen Ervin Skela – zwei gute Gelegenheiten. Sonst aber gelang den Lausitzern im Vergleich zu den torgefährlicheren Mönchengladbachern wenig, auch weil mit Dimitar Rangelov und Ivica Iliev gleich zwei ihrer besten Offensivkräfte verletzungsbedingt fehlten. »Wir waren personell geschwächt«, betonte auch Kapitän Timo Rost, »trotzdem hätten wir nach vorn mehr Mut zeigen müssen. Da kam zu wenig.«

Trainer Bojan Prasnikar versuchte, den Blick trotz des Rückschlags nach vorn zu richten. Am Sonnabend ist seine Mannschaft zu Gast beim VfB Stuttgart. Zum vermeintlichen Finale um den Klassenerhalt am letzten Spieltag wird Bayer Leverkusen erwartet. »Warum sollten wir nicht auch einmal das Glück haben, das Gladbach heute hatte?«, meinte Prasnikar. »Der Glaube vom Klassenerhalt lebt weiter«, versicherte auch Rost. Hoffnung macht: Mit Bielefeld und Bochum verpassten es am Mittwoch zwei direkte Konkurrenten zu punkten.


Abstiegskampf - Restprogramm

Frankfurt: Bochum (A), Hamburg (H)
Gladbach: L'kusen (A), Dortmund (H)
Bochum: Frankfurt (H), Köln (A)
Bielefeld: Dortmund (A), Hannover (H)
Cottbus: Stuttgart (A), Leverkusen (H)
Karlsruhe: Bremen (A), Hertha (H)

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