Primitiv geht's auch

Es gibt auch primitives Schach: Die Variante der Zwei-Springer-Eröffnung mit 4.Sg5 wurde vom Russen Wladimir Panow einst als »primitives Schach« bezeichnet. Weiß zieht den gleichen Springer zwei Mal in der Eröffnung und Schwarz ist verpflichtet, einen Bauern zu opfern.

Es kann ja durchaus primitiv sein, aber wenn der Gegenüber nicht präzise spielt, kann es trotzdem sehr gefährlich werden. So wie in jener Partie, mit der Hikaru Nakamura (21) die 164. US-Meisterschaft gewann. Vor der letzten Runde teilte er sich mit Robert Hess den ersten Platz des Turniers. Robert Hess war die große Überraschung, nicht nur weil er erst 17 Jahre alt ist, sondern auch, weil er noch keinen GM-Titel vorweisen kann. In der letzten Runde spielte er remis gegen GM Varuzhan Akobian (26). Nakamura, der 2004 schon US-Meister geworden war, gewann gegen GM Joshua Friedel (23) in nur 22 Zügen. Die primitive Zwei-Springer-Eröffnung zeigte schnell Wirkung.

Nakamura, Hikaru (ELO: 2757) - Friedel, Joshua (2568) [C58-Zwei-Springer-Eröffnung], USA Meisterschaft 2009, St. Louis, 17.05.2009 (9. Runde)

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 5.exd5 Sa5 Wollen Sie verrücktes Schach spielen? Dann können Sie in dieser Stellung den Fegatello Angriff wählen [5...Sxd5 6.Sxf7 Kxf7 7.Df3+ Ke6] 6.Lb5+ c6 7.dxc6 bxc6 8.Ld3 Le7?! [8...Sd5 9.Sf3 Ld6 10.0–0 0–0 11.Te1 Lg4=] 9.Sc3 0–0 10.0–0 Tb8 11.h3 c5 12.b3 Tb4? Schwarz hat gar kein Gegenspiel für den Bauern, den er opfert. Der Turm auf b4 ist harmlos. Die Aktivierung des Läufers durch 12... Lb7 wäre die beste Option gewesen 13.Te1 Lb7 14.La3! Tf4 15.g3 hier wäre es möglich gewesen, schon den zweiten Bauern zu gewinnen [15.Txe5 Sc6 16.Te3] 15...Td4 16.Sf3 Txd3 17.cxd3 Schwarz erhofft das Wunder, aber das Wunder passiert nicht 17...Dxd3 18.Sxe5! [18.Te3? Dd7 19.Kh2 e4 und die Stellung ist wieder mehr oder weniger ausgeglichen] 18...Df5 19.g4 Df4 20.d4 Td8 21.De2 Txd4? Im Diagramm. Weiß gewinnt auch nach [21...Dxd4 22.Sxf7] 22.Lc1 Schwarz kann die Dame nicht retten 1–0