Idealismus des Beharrens

Im nächsten Leben von Marco Mittelstaedt

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Edgar Selge vermag den Absturz eines Menschen in Zeitlupe zu spielen. Das machte ihn am Hamburger Thalia-Theater zum idealen Faust-Darsteller und im Film zum Trikotagen-Vertreter, der es nicht mehr schafft, mit der neuesten Mode Schritt zu halten. Nun ist er in Marco Mittelstaedts »Im nächsten Leben« der Boulevard-Reporter Wolfgang Kerber. Das ist einer, der sich krampfhaft bemüht, nicht aus der Zeit zu fallen, obwohl offensichtlich ist, dass er in diese Zeit so gar nicht hineinpasst. Sein Zynismus ist immer noch ein geborgter. Denn eigentlich würde er seinen Beruf gern anders verstehen, mit echtem Interesse für die Geschichten von Menschen und nicht nur auf der Jagd sein nach irgendeiner drittklassigen Sensation. Diese winzige Distanz zur Tagesroutine genügt, ihn zum Außenseiter zu machen. Dabei wirkt er durchaus nicht unerfolgreich, wie er da im schwarzen Mercedes und mit üppigem Spesenkonto durch die triste ostdeutsche Provinz fährt...


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