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Wirtschaft fliegt auf BBI – auch nachts

Flughafen soll in den Nachtstunden »optimal« genutzt werden / Regionale Firmen profitieren

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

An die 40 Kräne drehen sich auf der BBI-Baustelle in Schönefeld, der Rohbau des Terminals hat schon die dritte Etage erreicht, und seit Anfang des Monats wird die vier Kilometer lange südliche Start- und Landebahn betoniert – der Flughafen nimmt Gestalt an. Am 1. Juni ist es genau 1000 Tage her, dass der Startschuss für das Großprojekt gegeben wurde.

Für die Wirtschaft der Region sei das bisher eine Erfolgsgeschichte, sagte gestern der Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, Wolfgang Krüger. 80 Prozent der Aufträge gingen bisher an Unternehmen der Region, die sich somit ein Auftragsvolumen von 940 Millionen Euro sicherten. Das entspricht etwa 64 Prozent des Gesamtvolumens von 1,5 Milliarden Euro. Von den mehr als 2000 Beschäftigten auf der Baustelle stammten 65 Prozent aus der Region. Die Gemeinde Schönefeld selbst sei die »Boomregion« Brandenburgs überhaupt, so Krüger, die Zahl der hier ansässigen Unternehmen sei um 32 Prozent gestiegen.

Nachdem die EU grünes Licht für das BBI-Finanzierungskonzept gegeben hat, haben die Wirtschaftsverbände nur noch eine Sorge: dass der Flughafen in den Nachtstunden nicht »optimal« genutzt werden kann. Das Bundesverwaltungsgericht hatte vor drei Jahren den geplanten 24-Stunden-betrieb gekippt und ein »weitgehendes Nachtflugverbot« zwischen 0 und 5 Uhr angeordnet. Für die Randzeiten zwischen 22 und 24 sowie 5 und 6 Uhr sollen nur Flüge erlaubt sein, die sich »aus nachvollziehbaren Gründen« nicht tagsüber abwickeln lassen.

Die Wirtschaft fordert jedoch einen »nahezu uneingeschränkten« Flugverkehr auch in den Randzeiten. »Das ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass der Airport wirtschaftlich betrieben werden kann«, so Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände Berlin/Brandenburg. Ohne flexible und unbürokratische Regelung sei er auch international nicht wettbewerbsfähig. Wenn es die nicht gebe, sei das ein Standortnachteil für die Hauptstadt, warnte Joachim Brückmann von der IHK Berlin. Der BBI könne international nur mithalten, wenn er zahlreiche Flugverbindungen anbietet und möglichst viele Maschinen dort stationiert sind. »Das erfordert, dass die Flugzeuge auch in den Randstunden zu ihrem Heimatflughafen zurückkehren können.«

Für die Anwohner, von denen viele gegen den BBI geklagt hatten, zeigte Amsinck Verständnis. Aber in den Randzeiten werde ja deutlich weniger Flugverkehr sein als am Tage, zudem gebe es Lärmschutzfenster und andere Maßnahmen, tröstete er. Außerdem würden die Anwohner von Tegel und Tempelhof entlastet, also sei die Lärmschutzbilanz »unterm Strich positiv«. 113 Flüge hat die Flughafengesellschaft für die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr beantragt. Ob dies genehmigt wird, entscheidet die Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg voraussichtlich bis zum Spätsommer.

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