Keine Untersuchung der Armeeverbrechen

Menschenrechtsrat folgt Regierung Sri Lankas

  • Lesedauer: 2 Min.
Der UNO-Menschenrechtsrat folgt einem Vorstoß Sri Lankas und verzichtet darauf, mögliche Kriegsverbrechen der Armee im Bürgerkrieg mit den tamilischen Rebellen zu untersuchen.

Genf/Colombo (AFP/ND). Die meisten Ratsmitglieder stimmten in Genf für einen von Sri Lanka vorgelegten Entwurf, wonach nur Kriegsverbrechen der Rebellen untersucht werden sollen.

Obwohl selbst nicht Mitglied im UNO-Menschenrechtsrat, hatte Sri Lanka mit Rückendeckung unter anderen von China, Indien, Pakistan und Kuba einen Resolutionsentwurf vorgelegt, in dem lediglich mutmaßliche Kriegsverbrechen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) angesprochen werden. Da sich die 47 Ratsmitglieder zuvor nicht auf einen Kompromiss hatten einigen können, stimmten schließlich 29 von ihnen für den überarbeiteten Resolutionsentwurf Sri Lankas, zwölf dagegen und sechs enthielten sich.

Westliche Diplomaten kritisierten das Abstimmungsergebnis nach einer stark polarisierten Debatte. Der Menschenrechtsrat habe die Gelegenheit verpasst, eine Botschaft an Menschenrechtsverletzer zu senden, sagte ein kanadischer Diplomat. Von Schweizer Seite wurde negativ vermerkt, dass die Resolution nicht ausdrücklich den vollständigen Zugang von Hilfsorganisationen zu den tamilischen Flüchtlingen fordere. Die Organisation Human Rights Watch kritisierte, die sri-lankische Regierung halte Hunderttausende Tamilen in Lagern gefangen.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und die Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hatten eine unabhängige internationale Untersuchung mutmaßlicher Kriegsverbrechen sowohl des Militärs als auch der tamilischen Rebellen gefordert. Es gebe »starke Hinweise« darauf, dass beide Seiten »das Grundprinzip der Unantastbarkeit von Zivilisten grob missachtet« hätten, hatte Pillay gesagt. Menschenrechtsorganisationen hatten den sri-lankischen Truppen vorgeworfen, die Zivilbevölkerung bombardiert zu haben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal