Viel Sonne, genügend Regen

Ein meteorologischer Monatsrückblick auf den Mai 2009

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Volksmund wird der Mai auch als »Wonnemonat« bezeichnet, als Monat der Liebe und der Lust. Historisch gesehen liegt hier jedoch ein Missverständnis vor. Denn als Karl der Große im 8. Jahrhundert vom Mai als »Wunnimanot« (althochdeutsch = Weidemonat) sprach, wollte er lediglich die Bauern darauf hinweisen, das es Zeit sei, das Vieh wieder auf die Weide zu treiben.

Im Jahr 2009 allerdings war der Mai tatsächlich ein wonniger Monat. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag die Durchschnittstemperatur (Tag und Nacht) bei 13,7 Grad Celsius und somit 1,7 Grad über dem langjährigen Mittelwert. Am wärmsten war es im Südwesten Deutschlands. In Emmendingen zum Beispiel stieg die Quecksilbersäule an zwölf Tagen auf über sommerliche 25 Grad. Normalerweise ist die Zahl der Sommertage im Mai auf drei bis vier begrenzt.

Jena hält seit 1892 den deutschen Rekord

Die höchste Temperatur registrierte der DWD am 25. Mai im badischen Müllheim: 34,7 Grad. Ein neuer deutscher Rekord ist das aber nicht. Den hält noch immer die Stadt Jena, wo am 28. Mai 1892 nahe der Sternwarte 36,1 Grad gemessen wurden. Die gefürchteten Frostnächte an den Eisheiligen blieben in diesem Jahr weitgehend aus. Nur am 5. Mai, dem kältesten Tag des Monats, fiel das Thermometer etwa im Erzgebirge auf minus 2,5 Grad Celsius.

In der Regel strahlt die Mai-Sonne knapp 200 Stunden vom blauen Himmel. Auch dieser Wert wurde in diesem Jahr übertroffen. An den Küsten konnten die Menschen sogar mehr als 300 Sonnenstunden genießen.

Doch nicht nur durch viel Sonne bringt der Mai die Natur in Schwung, sondern auch durch länger anhaltende Regenfälle. »Regen im Mai, schafft für das ganze Jahr Brot und Heu«, besagt eine Bauernregel, die den Landwirten in diesem Jahr zumindest keine schlechte Ernte verheißt. Denn statt der sonst üblichen 71 Liter sind innerhalb der letzten vier Wochen rund 74 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen.

Dass es leicht schlimmer hätte kommen können, zeigt ein Blick in das Wetterarchiv. So gab es in Frankfurt am Main im Jahr 1983 insgesamt 25 verregnete Maitage. Das ist Rekord. In Köln sorgten anhaltende Regengüsse am 30. Mai desselben Jahres mit 9,96 Metern für den höchsten Rheinpegel seit 1926.

Blitz und Donner für Sommer in Aussicht?

Was aber sagt das Wetter im Mai über die Güte des Sommers? Die Bauernregel: »Ein nasser Mai bringt trockenen Juni herbei«, dürfte für 2009 kaum gelten, denn gar zu nass war es nicht. Tatsächlich erwarten Meteorologen für die kommenden Monate einen ständigen Wechsel von Tief- und Hochdruckgebieten und mithin kräftige Schauer und Gewitter.

Statt auf trockene Hitze sollten wir uns demnach von Juni bis August eher auf Regen, Blitz und Donner einstellen. Man bedenke jedoch: Auch Meteorologen irren, besonders wenn sich ihre Vorhersagen über einen so langen Zeitraum erstrecken.

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