Opel-Banker

German Gref / Der Putin-Kumpel wird als Chef der Sberbank künftig bei Opel mitreden

  • Irina Wolkowa
  • Lesedauer: 2 Min.

Anders als Frank Stronach, der als Magna-Chef künftig auch bei Opel das Sagen haben wird, hat German Gref nie von einer eigenen Automarke geträumt. Nun hat er sie und damit womöglich ein Riesenproblem. Denn Staatsknete zur Rettung der schwer angeschlagenen Traditionsfirma gibt es zumindest von Russland nicht. Das machte Premier Wladimir Putin erst am Montag klar. Obwohl er dem Opel-Konsortium »ansonsten und im Prinzip positiv« gegenübersteht. Da auch der Oligarch Oleg Deripaska, dem die ebenfalls am Konsortium beteiligte GAZ-Gruppe gehört, mehr oder minder pleite ist, weil er sich in den Boom-Jahren verzockte, muss die Sberbank die eigenen Reserven angreifen. Und damit hat Gref die Verantwortung.

Der in Kasachstan geborene Spross russlanddeutscher Eltern wurde im Herbst 2007 zum Vorstandschef gewählt, wobei der Aufsichtsrat dem Vorschlag der russischen Regierung folgte. Die ist Mehrheitsaktionär des Kreditinstituts, das nicht nur in Russland Branchenprimus, sondern in ganz Osteuropa der mit Abstand größte Geldverleiher ist. Ein Elefant, dem Gref nach eigenen Worten das Tanzen beibringen will.

Seine Eignung als Ballett- und Zuchtmeister in Personalunion stellte der 45-Jährige zuvor schon in anderen Schlüsselstellungen unter Beweis. Als Anatoli Tschubais 1998 Vizepremier wurde, machte er den Volljuristen zum Vizechef der Behörde für die Privatisierung von Staatseigentum. Anderthalb Jahre später übernahm Gref die Leitung des Zentrums für strategische Entwicklungen im Wahlkampfstab seines alten Bekannten Putin. Von Gref kam u.a. der Anstoß für die Bildung eines Stabilisierungsfonds, in dem die Erlöse aus Energieexporten für Krisenzeiten gebunkert wurden. Putin ernannte seinen alten Bekannten aus Universitätszeiten dafür zum Minister für Handel und wirtschaftliche Entwicklung. Als Putin Liberale und Männer mit Visionen peu à peu entließ, traf es Gref als einen der letzten. Als er im Herbst 2007 die Entlassungsurkunde bekam, gab Gref zu erkennen, dass er gewillt ist, das Beste aus dem Job zu machen.

Die Sberbank fährt dabei nicht schlecht. Krise hin, Kreditausfälle her: Im letzten Jahr fuhr das Geldhaus Gewinne von über 2,5 Milliarden Euro ein.

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