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  • USA-Präsident Obama auf Polittour zwischen Kairo, Dresden und der Normandie

Diplomatisches Gerangel am Strand

Sarkozy wollte allein mit Obama aufs Foto

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.
Von seinem Geltungsdrang geleitet, ist Präsident Nicolas Sarkozy wieder einmal zielsicher ins diplomatische Fettnäpfchen getappt. Weil er bei der Gedenkfeier zum 65. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie lieber allein auf dem Foto neben USA-Präsident Barack Obama erscheinen und den Anlass zu einer franko-amerikanischen Veranstaltung umwidmen wollte, hatte er die englische Königin gar nicht erst eingeladen.

Majestät waren »nicht erfreut«, hieß es aus dem Buckingham-Palast, und man erinnerte daran, dass Elisabeth II. das einzige Staatsoberhaupt ist, das jene Zeit nicht nur selbst miterlebt, sondern auch die inzwischen verstorbenen Akteure wie Eisenhower, Churchill, Montgomery oder Charles de Gaulle noch persönlich gekannt hat. Als Reservistin steuerte die 19-jährige Elisabeth 1944 sogar zeitweise Armee-Lastwagen. Eigentlich wollte ja auch USA-Präsident Obama gar nicht zur Gedenkfeier kommen, doch nachdem Sarkozy wochenlang gedrängelt hat, gab er nach. Während Sarkozy ursprünglich nur an eine Feier in Paris dachte, bestand Obama aber auf die Normandie und dort konkret auf den US-amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer. Der liegt oberhalb des Landungsstrandes, den die Amerikaner auf ihren Armeekarten Omaha Beach nannten und wo am 6. Juni 1944 Tausende ihrer Soldaten ihr Leben ließen.

Da dieser Friedhof nach dem Krieg in einer Geste des Dankes zum USA-Territorium wurde, ist nun Präsident Obama dort offiziell der Einladende und das Weiße Haus bestand darauf, das englische Königshaus einzuladen. Die Ausrede der französischen Seite, man habe eine Einladung der britischen Regierung zugestellt und wer das Land vertrete, sei deren Sache, ließ man nicht gelten. So ging verspätet doch noch eine ganz offizielle Einladung an die Königin – und die beauftragte Kronprinz Charles, sie zu vertreten. Nach dem G 20-Gipfel von London und dem NATO-Gipfel von Straßburg, die Sarkozy in Publicity-Erfolge für sich verwandeln konnte, macht der USA-Präsident deutlich, dass er nicht weniger geschickt die Öffentlichkeitsarbeit zu steuern vermag.

Mit Zähneknirschen musste man im Elysée auch akzeptieren, dass Obama die anschließende Fahrt nach Paris als strikt privaten Besuch ohne offizielle Termine respektiert sehen will. Ob am Rande des relativ kurzen Treffens in der Normandie Gelegenheit zu ernsthaften Gesprächen zwischen Barack Obama und Nicolas Sarkozy sein wird, bleibt abzuwarten. Unter vier Augen werden sie wohl nur für die Dauer eines Mittagessens in der Präfektur von Caen sein. Dabei gäbe es so vieles ernsthaft zu besprechen, vom Nahostkonflikt und der iranischen Atomrüstung über die schwierige Befriedung in Afghanistan und in Irak oder die Zukunft der Türkei innerhalb wie außerhalb der EU bis hin zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Beide Präsidenten wollen vieles ganz anders zu machen als ihre Amtsvorgänger. Dass Obama dabei mit mehr Überlegung und Souveränität vorgeht als Sarkozy und dieser noch weit von der erträumten Rolle eines ebenbürtigen Partners auf der internationalen Bühne ist, davon zeugte sein jüngstes diplomatisches Possenspiel einmal mehr.

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