Letzte Warnung

Klaus Joachim Herrmann über schnelle Strafen für junge Täter

  • Lesedauer: 1 Min.

Noch immer lernt Mensch am besten aus den Folgen eigenen Tuns. Bekommt er die sofort zu spüren, müsste er schneller lernen. Das vermuten offenbar die Anhänger des Neuköllner Modells. In weiteren drei Bezirken wollen Staatsanwalt und Polizei künftig die Strafe auf dem Fuße folgen lassen. Heilsame Wirkung erscheint möglich, ist freilich nicht gewiss.

Immerhin würde wenigstens rasch klargemacht, dass in der Kriminalität nicht nur Opfer, sondern eben auch die Täter Folgen zu tragen haben – wenn man ihrer denn habhaft wird. Das könnte schon sein, denn es geht bei Diebstählen, Sachbeschädigungen oder auch einer Körperverletzung nicht nur um kleinere Straftaten, sondern auch kleinere Gauner. Die stehen vielleicht gerade am Anfang einer kriminellen Karriere und vor höchstens vier Wochen Arrest.

Das Neuköllner Modell setzt auf Strafe und die möglichst sofort. Höchstens geht es noch um Erziehung durch Strafe, also um Abschreckung. Das neue Vorgehen wird ja nicht so sehr heilen, als vielmehr ahnden. Die erzieherische dürfte eine Nebenwirkung bleiben. Auch zuvor werden schon andere Bemühungen versagt haben. Was bleibt ist vielleicht nur eine letzte Warnung – wenn die nicht schon zu spät kommt.

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