Flug AF 447 kann helfen, Pannen zu beheben

Flugsicherheitsbehörden drängen auf einen permanenten Datenlink – Kosten stehen dagegen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Im Atlantik geht die Suche nach den 204 noch vermissten Opfern des Flugzeugabsturzes des Air-France-Airbusses F-GZCP weiter. In Paris, dem Sitz von Air France, und in Toulouse, dem Sitz von Airbus, geht die Suche nach den Absturzursachen weiter.

Sie werden dringend benötigt, die Aufzeichnungen vom Todesflug AF 447. Doch die Suche nach den Flugschreibern der Unglücksmaschine hat für die brasilianische Marine keinen Vorrang. »Unsere Aufgabe ist vor allem, die Leichen und die Wrackteile zu bergen«, sagt ein Sprecher. Die Flugschreiber solle ein französisches Atom-U-Boot, das auf dem Weg in das Absturzgebiet im Atlantik ist, orten.

Schwer genug ist es, die »Black Boxes« aus den Meerestiefen zu bergen. Doch ohne sie wird es schwer, Auskunft über die Unfallursachen zu geben. Die wird von den Fluggesellschaften, die Maschinen vom Typ A 330 betreiben, dringend erwartet. Auch wenn sie möglicherweise notwendigen Umrüstungsmaßnahmen Monate in Anspruch nehmen – eine öffentlich Kampagne unter dem Motto, wir tun alles für die Sicherheit, hilft das geplante Passagieraufkommen zu erreichen.

Doch Hersteller Airbus – bislang hat er seit 1992 484 A 330 der Modifikationen 200 und 300 gebaut – blockt. Es gebe keine Notwendigkeit, neuen Anweisungen zum Betrieb der eigentlich sicheren Passagierflugzeuge herauszugeben.

Das kritisiert die französische Pilotengewerkschaft. Sie rät allen Besatzungen, die A 330 fliegen, den Geschwindigkeitsmessern – eine mögliche Unfallursache – nur sehr »zurückhaltend« zu vertrauen. Bei Air France läuft wegen früherer Vorfälle ein Austausch der alten Mess-Sonden, denn Fehlmessungen der Geschwindigkeit sind auch nach Airbus-Angaben nicht ungewöhnlich. Die Luftfahrtbehörden und die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) sahen in den Fehlmessungen keinen Anlass, auf einen schnelleren Austausch der Messgeräte zu drängen.

Doch das Problem mit der Fehlersuche, die Grundlage von Fehlervermeidung ist, zeigt sich weitaus umfassender. Und da die Techniker in der Regel am meisten lernen, wenn sie Unfälle oder gefahrvolle Flugsituationen auswerten, gibt es schon seit vielen Jahren Forderungen und Vorschläge, dass nicht nur die an Bord befindlichen Flugschreiber mit Daten »gefüttert« werden. Man könnte ebenso die entscheidenden Flugdaten in Echtzeit per Datenlink und mit Hilfe von Satelliten zu den jeweiligen Zentralen der Airlines schicken. Technisch kein Problem, wohl aber eine Frage der Kosten.

Vielleicht hilft der Unfall von Flug AF 447, diese Überwachungslücke zu schließen.

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