nd-aktuell.de / 10.06.2009 / Politik / Seite 2

Die Hauptakteure beim Arcandor-Sturz

Die medienscheue Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz (65) spielt eine Schlüsselrolle bei Arcandor, denn ihr Pool ist zweitgrößter Aktionär. Ihre Eltern hatten zunächst von der Arisierung profitiert und bauten Quelle nach dem Zweiten Weltkrieg zum größten Versandunternehmen Europas aus. Tochter Madeleine, die zwei Semester Betriebswirtschaft studiert hat, soll bei Arcandor zuletzt im Hintergrund die Strippen gezogen haben, etwa bei Personalentscheidungen. Die Quelle-Erbin wurde lange Zeit zu den reichsten Deutschen gezählt, doch mit dem drastischen Wertverlust der Arcandor-Aktien sind ihre Milliarden zusammengeschmolzen.

Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick (55) gilt als Mann der Zahlen. Neun Jahre lang leitete er das Finanzressort der Deutschen Telekom und erwarb sich in dieser Zeit im Konzern, an den Finanzmärkten und auch bei Arbeitnehmervertretern einen guten Ruf. Hier erlebte Eick Aufstieg und Fall der T-Aktie ebenso wie den Abbau der enormen Verschuldung, Gewinnwarnungen und zuletzt die Skandale um Bespitzelung und Datenklau. Ein dickes Fell soll er sich zugelegt haben – was er nun in der Arcandor-Krise braucht. In den 80er und 90er Jahren war der promovierte Betriebswirt u.a. bei BMW und WMF beschäftigt und saß im Vorstand des Mischkonzerns Haniel.

Thomas Middelhoff war, nachdem er 16 Jahre lang im Dienst der Bertelsmann AG stand, bei Arcandor als Sanierer angetreten. Drei Monate nach seinem Rückzug als Vorstandschef in diesem Frühjahr steht der Konzern allerdings wieder vor dem Abgrund. Der heute 56-jährige Manager startete ein umfangreiches Umbau- und Kostensenkungsprogramm, mit dem zunächst das Überleben gesichert wurde. Und nun prüft die Essener Staatsanwaltschaft wegen eines vor seiner Amtszeit vollzogenen Immobiliengeschäfts ein Ermittlungsverfahren. Middelhoff soll es versäumt haben, dem Konzern aus diesem Geschäft zustehende Gelder einzutreiben.

Metro-Chef Eckhard Cordes (58), der gern 60 der 90 Karstadt-Häuser übernehmen möchte, ist ein gelernter Automann. Bei Daimler brachte er es in fast 30 Jahren vom Trainee bis an die Spitze der Mercedes-Sparte. Als Konzernstratege handelte er an vorderster Stelle die Fusion mit Chrysler mit aus. Da ihm trotz seines Rufs als erfolgreicher Sanierer der Sprung ganz an die Spitze verwehrt blieb, verließ er enttäuscht und ohne Abfindung den Konzern. 2006 übernahm Cordes den Vorstandsvorsitz beim Mischkonzern Haniel und wechselte im November 2007 auf den Chefsessel bei Metro, dem drittgrößten Handelskonzern der Welt.

Texte: dpa