Die Lehrerkollegen »sind am Ende«

Sozialistische Abgeordnete fordert, jährlich 500 Pädagogen einzustellen

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Situation an den Schulen spitzt sich nach Ansicht der Linkspartei zu. Die Abgeordnete Gerrit Große nannte die Lage gestern »dramatisch« und forderte rasche und wirkungsvolle Korrekturen.

Vieles ließe sich beheben, wenn deutlich mehr jüngere Lehrer eingestellt werden als die 30 pro Schulamtsbezirk, die vom Ministerium zugelassen werden, sagte sie. Denn das stehe »in einem eklatanten Widerspruch zum tatsächlichen Bedarf«. Große sprach sich für vorgezogene Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen aus und forderte, die unklare Situation der teilzeitverbeamteten Lehrer zu beenden. »Die Kollegen sind am Ende«, sagte die Politikerin. Rund 60 Prozent der Lehrer seien entweder ausgebrannt oder kurz davor, es zu sein. Grund sei der hohe Altersdurchschnitt von inzwischen 48 Jahren und die Zunahme der Belastung. Viele stehen laut Große vor Klassen mit bis zu 30 Schülern. Personell werde jedoch gerade angesichts verschärfter sozialer Probleme kaum das Nötigste gewährt. Auch Bildungsminister Rupprecht (SPD) räumte kürzlich ein, dass der »Bedarf an Schulsozialarbeitern seitens der Schulen höher eingeschätzt« werde, als die Kreise realisieren könnten.

Die Kinder seien anders geworden, sie werden »schwieriger«, sagte Große. Reizüberflutung präge die Kindheit. Auffälliges Verhalten nehme zu. Die Leistungen im Lesen und Schreiben sowie in den Naturwissenschaften seien deutlich schlechter als früher. Inzwischen ist die Rückstellerquote bei Schulbeginn in Brandenburg auf 12,8 Prozent gestiegen. Bis zum Schuljahr 2005/06 lag die Rückstellerquote zwischen 6,9 und 8,8 Prozent. Der danach einsetzende Sprung wird vom Ministerium damit begründet, dass nun auch 5-Jährige schon schulpflichtig sein können. Nach Meinung Großes muss es zu einer Neubestimmung der Lehrerarbeitszeit kommen, um der deutlichen Überlastung entgegenzuwirken. Für die Bewältigung zusätzlicher Aufgaben fehle sonst einfach die Zeit. Die Linkspartei habe sich immer gegen die Verbeamtung ausgesprochen, weil mit angestellten Lehrern eine leichtere Personalpolitik möglich sei. Wenn nun aber die reichen Bundesländer mit Beamtenposten die jungen Lehrer an sich ziehen, dann bleibe nichts anderes übrig, als ebenfalls mit Verbeamtung zu locken. Schon heute gehen Referendare in Scharen nach Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. »Unser Lehrer sind unzufrieden.«

Große fordert, in den kommenden Jahren jährlich 500 Lehrer einzustellen und keine Stellen abzubauen. Die Regierungsparteien SPD und CDU treten zwar in ihren Wahlprogrammen für die Einstellung von 1250 bzw. 1500 Lehrern ein, erklärte sie. Diese Parteien halten jedoch am Ziel fest, pro Jahr 400 Stellen einzusparen.

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