nd-aktuell.de / 11.06.2009 / Brandenburg / Seite 24

Bauern auf der Suche nach guter Partie

Brandenburgisches Agrarevent in diesem Jahr im Schatten der Wirtschafts- und Finanzkrise

Wilfried Neiße

Zum 15. Mal lädt die Brandenburgische Landpartie am 13. und 14. Juni die Städter aufs Dorf – und zu den Bauern in die Betriebe. Das Jubiläum des größten Agrarevents des Landes steht allerdings in diesem Jahr im Schatten der Wirtschafts- und Finanzkrise.

Über eine noch einmal gestiegene Beteiligung kann sich Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) freuen: In über 200 Orten wird die Partie ausgerichtet, 116 gastgebende Betriebe »im landwirtschaftlichen Haupterwerb« warten auf Gäste und wollen »landwirtschaftliches Leben anschaulich machen«. Stallanlagen, moderne und historische Landmaschinen, Dorffeste, kleine Gemeinschaftsschauen, Märkte und Streichelzoos warten auf die Besucher.

Traditionell liegen die meisten Anbieter in den Kreisen Potsdam-Mittelmark, Oberhavel und Teltow-Fläming, was für Woidke unterstreicht, dass sich die Partie auch an die Berliner wendet. Eröffnet wird die Veranstaltung am Sonnabend, dem 13. Juni, in der Bildungseinrichtung Buckow/Lichterfelde im Kreis Barnim. Dort werden junge Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind, in Berufen der Land- und Gartenwirtschaft sowie der Hauswirtschaft ausgebildet. Vom Publikum wird an diesem Tage die »Miss Muh 2009« gewählt – wobei es sich um Kühe handelt, die sich um diesen Titel bewerben.

Aber nicht nur eitel Sonnenschein scheint in diesem Jahr über der Landpartie: Denn die Weltwirtschaftskrise wirkt sich immer stärker auf die brandenburgische Agrarwirtschaft und damit auch auf die Agrarveranstaltung aus, betonte auch Minister Woidke. Noch zur Grünen Woche habe die Hoffnung geherrscht, die Krise möge den Agrarbereich im Wesentlichen verschonen. Doch nun gerieten die einheimischen Erzeuger durch massive ausländische Lebensmittelimporte unter Druck. Er warb dafür, bewusst einheimische Erzeugnisse zu wählen und damit den Landwirten in ihrer schwierigen Situation den Rücken zu stärken.

Der Präsident des Landes-Bauernverbandes Udo Folgart teilte mit, dass das Exportgeschäft für die Bauern zusammengebrochen sei. Jeder vierte Euro sei in der Vergangenheit auf diese Weise verdient worden – u.a. in Russland, Asien, vor allem China. Die Verbilligung des Dollars habe der US- und der lateinamerikanischen Landwirtschaft den Export erleichtert und würde nun die Exportmöglichkeiten Europas behindern.

Dietmar Woidke unterstrich überdies, dass vor allem in der Milchwirtschaft »beim Tierbesatz die untere Kante erreicht ist«. Noch weniger dürfe es nicht mehr sein. Inzwischen produziere das Land genau so viel Milch wie in den DDR-Endtagen – und das mit einem Drittel der Kühe. »Die Milchleistung je Kuh hat sich auf durchschnittlich 9500 Kilogramm im Jahr verdreifacht.«

Bauernpräsident Folgart nutzte die Gelegenheit, auf die sich rapide verbreitenden Ersatzstoffe für Milchprodukte aufmerksam zu machen. Bedenklich sei, wenn der Käse auf der Pizza eben von allem möglichen stamme, nicht jedoch aus Mich produziert werde. Auch gebe es immer mehr »Analogkäse«, der nicht mehr auf der Basis von Milch entstehe. »Und selbst, wenn Sie Sahneeis essen, würde eine genaue Kontrolle ergeben, dass es oft weniger auf Sahne beruht, sondern mehr auf Kokos- und Palmölfetten.«

Würden diese Ersatzstoffe überall wieder durch Milch ersetzt, könnte der Markt in Deutschland eine Million Tonnen Milch pro Jahr mehr aufnehmen, schätzte der Bauernpräsident.

www.landpartie-brandenburg.de[1]

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  1. http://www.landpartie-brandenburg.de