Räume ohne Druck

Regina macht mit bei den Aktionstagen

  • Lesedauer: 3 Min.
Die 22-Jährige Auszubildende ist Aktivistin der autonomen »Wir-bleiben-Alle«-Kampagne.

ND: Die Aktionstage wollen »Freiräume erkämpfen und verteidigen«. Was sind für Sie Freiräume?
Regina: Es geht um selbstorganisierte, nichtkommerzielle Räume. Das können auch Plätze oder Straßen sein. Orte ohne Konformitäts- und Konsumdruck.

Sie meinen also linke Hausprojekte, linke Treffpunkte, besetzte Häuser?
Es geht um mehr. Zum Beispiel auch um Hartz IV-Empfänger, die von Zwangsumzügen betroffen sind. Es kann nicht sein, dass es Teilen der Bevölkerung nicht mehr möglich ist, in den Innenstädten zu wohnen. Gentrifizierung ist in Berlin ein großes Problem. Stadtteile werden aufgewertet und dadurch Einkommensschwache und alternative Projekte verdrängt.

Wer oder was ist daran schuld?
Das ist politisch gewollt. Die Interessen der Tourismusindustrie, die von Investoren und Hausbesitzern werden bedient. Millionen werden für den »Medienstandort« rausgeschmissen, während in den Bezirken soziale Einrichtungen weggekürzt werden.

Was wollen Sie mit den Aktionswochen erreichen?
Wir wollen das Thema auf die Tagesordnung bringen. Wir versuchen, über die Öffentlichkeit politischen Druck zu machen. Wir wollen zeigen, dass Menschen daran etwas ändern können.

Was können sie tun?
Sie können zum Beispiel bei unserer »Wir bleiben alle«-Kampagne mitmachen. Die Struktur ist offen. Jeder kann in diesem Rahmen organisieren, was er will. Wir machen keinen Unterschied zwischen den Aktionsformen.

Man kann die Einladung auch so formulieren, dass sie Leute außerhalb der eigenen Szene nicht verstehen: Im Aufruf ist die Rede von Ausnahmezustand, angreifen, Bullen, die einem nichts anhaben konnten. Auf der Website wird am Montag berichtet: »Haus der deutschen Wirtschaft verschönert und beschädigt, Mercedes Coupé entglast, Scheiben von Luxusbauprojekten im Friedrichshain eingeworfen«. Ziviler Ungehorsam hin oder her: Glauben Sie, dass außerhalb Ihrer Szene verständlich ist, wofür diese Aktionen stehen?
Die Verhältnisse sind krass. Das wissen die Betroffenen auch. Außerdem machen wir dieses Jahr mehr Pressearbeit, damit von unseren Inhalten mehr in die Öffentlichkeit gelangt. Und es gibt auch noch viele Workshops zum Thema Stadtpolitik.

In Hamburg gibt es morgen eine Demonstration gegen Gentrifizierung. Im Bündnis dort sind auch Mietervereine. In Berlin nicht. Zugespitzt: Wo sind die Berliner Kleingärtner, aus deren Anlage Luxuswohnungen werden sollen?
Wir arbeiten mit dem Mietenstopp-Bündnis zusammen, an deren Demo auch der Mieterverein beteiligt war. Aber klar, wir kämpfen für unkonventionelle Projekte, bei denen es gleichberechtigte Entscheidungsstrukturen gibt.

Weitere Aktionen (Auswahl):

12. Juni: Fahrraddemo gegen steigende Mieten, 16 Uhr Kottbusser Brücke; 13. Juni: Workshops zu kapitalistischer Stadtumstrukturierung, u. a. m. André Holm, Paul Martin Richter (Mediaspree versenken!), Sigmar Gude (TOPOS), 14 bis 22 Uhr, SfE, Gneisenaustr. 2a; 18. Juni: ab 7 Uhr, Aktionen gegen Räumung der Brunnenstraße 183.

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