nd-aktuell.de / 13.06.2009 / Kultur / Seite 14

Lüttes Leben

Angelika Mann 60

Mir doch egal« hieß das Lied, das sie gemeinsam mit Reinhard Lakomy sang – ein Hit. Vorher war da diese innig herausgeplauzte, fröhlich verschlagerte Sehnsucht: »Ich wünsche mir ein Baby sehr«. Ein Song, bei dem die »Lütte« beides verband: ihre naturellbestimmte Tonkraft und – fast unerwartet – eine kindlich-mollige Sanftheit. Ebenfalls ein Hit. Angelika Mann war eine singende Unterhalterin lang vor den Comedy Klubs, sie kam herzhaft lebenstoll aus den ungeschmückten Nebenstraßen des Lebens. Betrat sie eine DDR-Bühne, bekam der dazugehörige Saal umgehend ungestüme Lust auf Polonaisen und Freudentänze.

Angelika Mann, gelernte Apothekerhelferin, musikalische Didaktin, hatte mit sieben Jahren klassisch Klavierspiel gelernt, brüllte in Kneipen wie Janis Joplin und Tina Turner, blieb aber jene runde »Sache«, die ihren Höhepunkt im »Traumzauberbaum« fand, jenem Evergreen mit Lakomy. Sie ersang sich eine Popularität in der DDR, die eines Tages in seltsamem Widerspruch stand zu zensorischer Strenge. Die Folge: Ausreiseantrag, Weggang 1984.

Sie hat sich durch die Zeiten gekämpft, sang Claire Waldoff, wurde eine dralle böse Hexe in »Hänsel und Gretel««, beides Friedrichstadtpalast. Sie hatte Krisen, und viel dachten, wenn jemand keine Trost braucht, dann ist sie das, die Kräftige, Lachende. So erfuhr die »Lütte« immer auch den großen Ernst, blieb aber bei der Lebenslust und dem besten Mittel, es auszudrücken, der Musik. Und ist nun sechzig, und der Traumzauberbaum blüht wohl noch immer. jh