nd-aktuell.de / 13.06.2009 / Brandenburg / Seite 15

»Was drüdelt den Propf«

Bernd Kammer

Die Enttäuschung über die haarscharf verpasste Wahl ins Europäische Parlament hatte Martina Michels kaum überwunden, da erhielt die Berliner Linksparteipolitikerin überraschende Post: »Sehr geehrte Frau Michels, zu Ihrer Wahl ins Europäische Parlament möchte ich Sie persönlich beglückwünschen ...«, schrieb kein Geringerer als der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka. Sie habe es tapfer gelesen und sich sogar gefreut, hieß es aus ihrer Umgebung. Vielleicht hebt sie sich das Schreiben fürs nächste Mal auf.

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Auch die »sehr geehrte Ellen Haußdörfer« rieb sich ein wenig amüsiert die Augen, als sie Post von der FDP aus ihrem Briefkasten fischte. Darin »erlaubt« sich Schatzmeister Hermann Otto Solms, »Sie mit einer Bitte um eine Spende anzusprechen«. Denn den Haifischplakaten der SPD würde man gerne »positive Plakate« entgegensetzen. Außerdem gelte es, bei der Bundestagswahl »die Große Koalition zu beenden und Rot-Rot-Grün zu verhindern«. Pech für die Freidemokraten – Ellen Haußdörfer sitzt für die SPD im Abgeordnetenhaus, hat noch nie für die FDP gespendet und auch nicht die Absicht. Aber Sie weiß jetzt immerhin, »dass die FDP offenbar dringend Geld braucht«.

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Entgegen landläufiger Auffassung besitzen auch Politiker Humor, der eine mehr, der andere weniger. Das beweist ein Briefwechsel zwischen dem Grünen-Abgeordneten Michael Schäfer und Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper (SPD). Schäfer wollte an den Senat die simple Anfrage richten: »Was drüdelt den Pfropf? Wenn nein: Warum nicht?« Allerdings kam sie nicht zum Senat durch, sondern wurde von Momper »wegen zu großer Humorigkeit« abgefangen, wie Schäfer kichernd bedauert. Grob übersetzt wollte Schäfer vom Senat wissen, wie dieser den 50. Todestag des Berliner Künstlers und Dadaisten George Grosz am 6. Juli zu würdigen gedenkt. Das Anliegen verstand Momper wohl, allerdings hielt er schnöde »den Inhalt der Fragestellung im Rahmen Ihrer Kleinen Anfrage nicht für das geeignete Mittel«. Schade, die Antwort wäre bestimmt lustig ausgefallen.