Werbung

Umtriebtäter

Jörg Asmussen / Der Staatssekretär als Sündenbock – er soll eine HRE-Warnung verpennt haben

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Immer erwischt es die Falschen. Glatt, klug und clever – nichts schien den Finanzökonomen Jörg Asmussen aufhalten zu können, der 1996 als 30-Jähriger seine Laufbahn im Bundesfinanzministerium begann. Doch nun geht es dem Börsenspezialisten wie einem außer Kontrolle geratenen Aktienkurs. Nach rasantem Aufstieg droht ihm der Fall aus schwindelerregender Höhe.

Grund ist Frust im Untersuchungsausschuss, den der Bundestag zur Fast-Pleite des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) eingesetzt hat. Dort tut sich wenig, die Bundesregierung hält dem Vernehmen nach Akten zurück. So werden nun Gerüchte über eine dürftige Notiz verbreitet. Diese Notiz hätte bereits im Frühjahr 2008 einen Hinweis auf die angespannte finanzielle Lage der HRE gegeben, heißt es, also weit vor der HRE-Krise im Herbst. Sie sei aber von Bundesfinanzminister Steinbrück nicht zur Kenntnis genommen worden. Und Schuld daran soll er sein: Jörg Asmussen.

Auf seinem, des Staatssekretärs Asmussen Tisch sei die Notiz gelandet, aber nicht weitergeleitet worden – angeblich wegen eines Kurzurlaubs. Ob Weiterleitung etwas geändert hätte, ist offen. Denn auch die Notiz, die der für Finanzdienstleistungsaufsicht zuständigen Behörde BaFin entstammt, ist dürftig. Sie soll den Hinweis enthalten, dass eine Prüfung durch die Bundesbank Liquiditätsprobleme der HRE zutage gefördert hat. Oder muss es heißen: womöglich ernste Probleme? Denn angeblich hat auch die BaFin vor einem Jahr noch keinen Kapitalbedarf der HRE gesehen. Alles ist offen und weiter Thema im Ausschuss.

Für Asmussen aber wird es eng. Und man könnte Mitleid empfinden, wenn man nicht wüsste, dass Leute wie er das selbst wohl nicht so eng sehen. Asmussen war von CSU-Minister Theo Waigel ins Ministerium geholt worden, wurde von Hans Eichel (SPD) mit 37 zum jüngsten Ministerialdirektor in der Bundesregierung gemacht und diente diesem bei der Deregulierung der Finanzmärkte und Hedge-Fonds-Verklärung. Zuvor war er kurze Zeit umtriebiger Helfer des Finanzmarktregulierers Oskar Lafontaine gewesen, von dem er womöglich profitierte, als er zuletzt zum Krisenmanager der Regierung wurde. Der weiß sich selbst zu helfen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal