Vogel-Strauß-Taktik

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

Drei von vier Lehrerinnen und Lehrern vermissen Anreize, die einen besseren Unterricht belohnen. Das geht aus einer Studie hervor, die die OECD gestern veröffentlichte. Die Schlussfolgerung der OECD: Gute Arbeit muss besser belohnt werden, damit sich das Bildungssystem insgesamt verbessern kann. Deutsche Lehrer können damit nicht gemeint sein, denn anders als eine Reihe anderer Staaten hat Deutschland an der internationalen Vergleichsstudie nicht teilgenommen. Offiziell wurde dafür von der Kultusministerkonferenz (KMK) kein Grund genannt, doch hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass die KMK-Bürokratie nach dem schlechten Abschneiden des deutschen Bildungssystems bei den PISA-Studien einfach die Nase voll von negativen Schlagzeilen hatte.

Die Vogel-Strauß-Taktik hat System. Auch den protestierenden Schülern und Studierenden will die KMK kein Ohr leihen. Darin liegt die eigentliche Ursache der Bildungsmisere hierzulande: Die Politik stellt sich taub, versucht, den Mangel bürokratisch zu verwalten. Am Donnerstag werden die 16 Landesminister u.a. über »Kompetenzstufenmodelle zu den Bildungsstandards in den Fächern Mathematik und Englisch für den Hauptschulabschluss« diskutieren – von der Realität unberührt. Derweilen sollen zum Beispiel in Berlin künftig 28 statt wie bislang 24 Kinder in den Grundschulklassen unterrichtet werden. Die Anlässe, weiter zu protestieren, werden auf absehbare Zeit nicht weniger werden.

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