Mit Erik Zabel die Goldelse umrunden

2. Berliner Velothon: Am Sonntag 12 000 Radsportler in der Stadt / ND-Team mit am Start

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Rein in den Sattel, raus aus dem Sattel, Ampel. Rein in den Sattel, raus aus dem Sattel, Ampel. Diese monotone Abfolge kennen die Berliner Radfahrer nur zu gut. Vor allem den Hobbyradsportlern sind die Ampeln ein Dorn im Auge, ist es für die meisten doch ein langer Weg hinaus zu den Landstraßen des Umlandes. Am Sonntag ist das anders. Egal welche Farbe die Ampeln zeigen, die Radfahrer haben immer Vorfahrt, und die Autofahrer müssen sich auf Straßensperrungen einstellen. Es ist wieder Velothon, und ND hat die Strecke mit Stars wie Erik Zabel, Jens Voigt oder dem Ex-Trainer Hans-Michael Holczer getestet.

Der Start führt die Athleten auch im Jahr 2009 wieder durch das Brandenburger Tor, allerdings diesmal von Ost nach West. Über 12 000 Radler werden sich ab 7.15 Uhr morgens Unter den Linden aufstellen und auf den Startschuss warten. Auch Erik Zabel wird unter ihnen sein. Zusammen mit dem Gewinner eines Preisausschreibens wird er die Strecke abfahren. »Ein bisschen hoffe ich, dass es jemand sein wird, der nur die 60 Kilometer lange Strecke fährt«, sagt der gebürtige Berliner lächelnd. Auch die doppelte Strecke hätte er locker drauf. Mehrere Male war er im Frühjahr auf Mallorca zum Abtrainieren. Der Mann ist im Radsport-Ruhestand.

Bei der Probefahrt kommen die Prominenten nicht recht in Fahrt. Ständig werden sie fotografiert, was es mir leichter macht mitzuhalten. Am Brandenburger Tor, dann am Schloss Bellevue und schließlich an der Goldelse am Großen Stern. Jedes Mal muss Jens Voigt, der mittlerweile wieder in Berlin wohnt, seinen Rucksack abnehmen – der sieht nicht sportlich aus. »Na wenigstens scheint die Sonne«, sagt Voigt, während er zum vierten Mal an Horst Köhlers Amtssitz vorbeiradelt.

»Hier habe ich mich im letzten Jahr zum ersten Mal umgesehen«, sagt Hans-Michael Holczer. Er nahm schon 2008 am Velothon teil und war zu diesem Zeitpunkt schon über 50 Kilometer unterwegs gewesen. Der sportliche Ehrgeiz hatte ihn den touristischen Genuss des Rennens gekostet.

Außer den Fotografen halten dann auch die Ampeln auf. »Wie kann man hier nur freiwillig Rad fahren?«, fragt John Degenkolb, einer der talentiertesten deutschen Jungprofis. Er kommt aus Thüringen, und alle 150 Meter anhalten kennt er nicht. Zabel schon: »Mit 18 bin ich morgens immer eine Stunde von Marzahn bis zur Deutschlandhalle zu meiner Trainingsgruppe gefahren. Die Ampelschaltungen kannte ich auswendig. Vielleicht bin ich deshalb so ein guter Sprinter geworden.«

Mit dem Erreichen der Havelchaussee ist Schluss mit Ampeln, dafür sind nun Hügel zu bewältigen. Zum Glück muss Holczer mal austreten, so fahren alle langsamer und ich muss nicht abreißen lassen. Das Gebiet ist der Höhepunkt des Velothons 2009, auf den sich auch die 31 Fahrer des ND-Teams freuen können.

Einige von ihnen biegen am Sonntag sogar für weitere 60 Kilometer ins südliche Umland ab. Das sparen sich Zabel und Co. vorerst. Ebenso wie andere markante Punkte, wie etwa die East Side Gallery. Kurz davor, an der Oberbaumbrücke, sollen am Renntag wieder Sambatrommler stehen.

Ins Ziel geht es erneut auf der Straße des 17. Juni. Und auch Erik Zabel wird am Sonntag froh darüber sein, dass die Ampeln dann nur die Autofahrer stören.

  • Start und Ziel des 2. Berliner Velothons ist auf beiden Distanzen – 60 km (Start: 8 Uhr) und 120 km (9.20 Uhr) – am Brandenburger Tor.
  • Die Rennstrecke wird von über 1200 Streckenposten gesichert und ist für den Verkehr voll gesperrt.
  • Die Polizei empfiehlt allen Verkehrsteilnehmern, nach Möglichkeit die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, insbesondere U- und S-Bahn.
  • Informationen zu Straßensperrungen: www.skoda-velothon-berlin.de
ND-Redakteur Oliver Händler (M.) hat sich die Strecke des Velothons 2009 mit den Profis Jens Voigt (l.) und Erik Zabel angesehen.
ND-Redakteur Oliver Händler (M.) hat sich die Strecke des Velothons 2009 mit den Profis Jens Voigt (l.) und Erik Zabel angesehen.
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