Geiseln in Jemen sollen am Leben sein

Widersprüchliche Berichte um die Entführten

  • Lesedauer: 2 Min.
Die in Jemen verschleppten fünf Deutschen und ein Brite sind laut Angaben eines Stammesvertreters am Leben.

Sanaa (AFP/ND). Die sechs Entführten befänden sich in der Gewalt schiitischer Aufständischer, sagte der Stammesvertreter, der ungenannt bleiben wollte, am Montag der Nachrichtenagentur AFP in Jemens Hauptstadt Sanaa. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte, es handle sich um dem Krisenstab bekannte »Gerüchte«, die derzeit nicht bestätigt werden könnten.

Die Geiseln – eine fünfköpfige deutsche Familie aus Sachsen und ein britischer Ingenieur – befänden sich in der Gegend von Rusmat in der nordjemenitischen Provinz Saada, sagte der Stammesvertreter. Sie seien dem schiitischen Rebellenführer Abdallah al-Risani übergeben worden. Der Stammesvertreter sagte, zu den Entführern zählten offenbar zwei Männer namens Mohsen al-Tam und Fauas Morki, die zu den schiitischen Rebellen im Norden gehörten.

Auch jemenitische Sicherheitskreise bestätigten die Angaben. »Diese Informationen sind zutreffend«, sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitskräfte AFP. Die Rebellen lehnten es ab, die Geiseln freizulassen. Ein Sprecher der schiitischen Aufständischen erklärte dagegen, die Entführten befänden sich nicht in den Händen der Rebellen. Solche Berichte seien »unbegründet«, sagte der Sprecher Mohammad Abdel Salam dem arabischen Sender Al-Dschasira. Von Stammesvertretern hieß es indes übereinstimmend, die Geiseln seien von einer Splittergruppe der Rebellen entführt worden – die Anführer seien nicht über die Aktion informiert gewesen.

Der Vizesprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke, erklärte in Berlin, er könne nur sagen, »dass es sich hier um Gerüchte handelt, die dem Krisenstab auch bekannt sind, die wir aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen können«. Die Leichen zweier ebenfalls in Jemen entführter und später getöteter deutscher Frauen wurden demnach inzwischen nach Deutschland zurückgebracht.

Der jemenitische Botschafter in Deutschland geht davon aus, dass die deutschen Geiseln rasch freikommen. Es sei »sehr wahrscheinlich«, dass die Entführer die Familie nicht getötet haben und dass das Geiseldrama »noch diese Woche gelöst wird«, sagte Mohammed al-Eryani am Montag dem Berliner »Tagesspiegel«. »Ich bin sehr hoffnungsvoll«, sagte der Botschafter. Das gelte auch für den ebenfalls entführten Briten.

Die deutsche Familie, der britische Ingenieur, zwei deutsche Pflegehelferinnen und eine südkoreanische Lehrerin waren im Norden des Jemens entführt worden. Die beiden Helferinnen und die Südkoreanerin wurden vor einer Woche in der Region von Noschur in der Provinz Saada tot gefunden.

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