Strategiewechsel

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist wohl die Zeit der Eingeständnisse in Sachen Afghanistan. Erst hat jetzt nach langem Zögern das US-amerikanische Militär eingeräumt, dass durch Fehler bei einem Luftangriff in Afghanistan »wahrscheinlich« 26 Zivilisten getötet wurden. Eine Untersuchung habe ergeben, dass bei dem Einsatz eines Kampfbombers Anfang Mai nicht alle Vorgaben befolgt wurden. Und der NATO-Oberkommandierende am Hindukusch, John Craddock, ging sogar noch weiter und übte generelle Selbstkritik: In der Vergangenheit habe sich die Allianz zu sehr auf die Aufständischen konzentriert und nicht auf die Sicherheit und so Zeit verloren. Ein Strategiewechsel sei notwendig.

Die vom General begrüßte Aufstockung der ISAF-Truppen um 17 000 US-Soldaten ist das aber ebenso wenig wie der von ihm geforderte Einsatz der NATO-Verbände gegen die Drogenmafia im Lande. So wichtig deren Zerschlagung ist, mehr Sicherheit und Stabilität in Afghanistan entstünden nur, wenn unzähligen Bauern im Lande eine Alternative zum Opiumanbau geboten werden könnte. So wie der billigend in Kauf genommene Tod von Zivilisten bei Kampfeinsätzen in Afghanistan immer wieder wütende Proteste auslöst, so dürften auch isolierte militärische Operationen ausländischer Soldaten gegen die Existenzgrundlage vieler einheimischer Familien kaum für Rückhalt in der Bevölkerung sorgen. Gerade hat der Kongress in Washington rund 80 Milliarden Dollar zusätzlich für die Finanzierung der Kriege in Irak und in Afghanistan gebilligt. Am Hindukusch wären auch sie verschossen, wenn es nicht bald einen nachhaltigen politischen Strategiewechsel gibt.

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