nd-aktuell.de / 04.07.2009 / Kultur / Seite 24

Ein Königreich aus Karten

Unerschöpflicher Spielreigen: »Dominion« hat das Zeug zum Klassiker

Spielplan, Würfel, Steine. Wer eine Spieleschachtel öffnet, erwartet die klassischen Zutaten. Doch schon der erste Blick in die Box von »Dominion« zeigt: Dieses Spiel ist anders.

Das frisch gekürte »Spiel des Jahres 2009« (ND, 30.6.) enthält 500 Karten und viele Fächer. Sonst nichts. Vor dem ersten Spiel muss reichlich sortiert werden. Auch die Anleitung erschließt sich nicht auf die Schnelle, doch die Mühen lohnen sich. »Dominion« besitzt dank seines unerschöpflichen Spielreizes das Zeug zum modernen Klassiker.

Als aufstrebende Monarchen starten die Spieler ihre Karriere mit gerade mal zehn Karten. Den gesamten Stoß mischen sie wiederholt durch und ziehen für jede Runde zufällige fünf ihrer Besitztümer. Optimalerweise erwischen sie Geld- und Aktionskarten. Geld wird benötigt, um weitere Karten hinzuzukaufen; Aktionen erlauben spezielle Züge: Das »Dorf« beispielsweise lässt einen Spieler mehrfach an die Reihe kommen, die »Mine« bringt Geld. Der »Dieb« bestiehlt seine Mitspieler, die »Hexe« halst ihnen negative Fluchkarten auf.

Es gewinnt, wer die wertvollsten Ländereien erwirbt. Doch genau diese Kartensorte ist während der Partie nutzlos und stört sogar. Je mehr Provinzen jemand hortet, desto seltener befinden sich unter seinen fünf Handkarten Aktionen oder Geld. – Ein Dilemma. Da jedes Mal verschiedene Kartensortimente ins Spiel kommen, erfordert »Dominion« variable Strategien. Verlierer beenden die Partie mit einer Vorstellung, was sie hätten besser machen können – und wollen deshalb gleich noch einmal loslegen. Für die Fans wird »Dominion« mit jedem Mal faszinierender, doch so oft will sich einigen wenigen Spielern sich der Reiz des Kartenhortens partout nicht erschließen ...

Wer ein eher klassisches Spiel für die ganze Familie sucht, ist mit »Das magische Labyrinth« auf der sicheren Seite. Das diesjährige »Kinderspiel des Jahres« erfordert ein gutes Gedächtnis, denn unsichtbare Mauern verhindern das Weiterkommen.

Vor jeder Partie wird mit Hilfe kleiner Mauerteile aus Holz ein unterirdisches Gangsystem gebaut. Die Spieler starten mit bunten Figuren in einer der Ecken des Gemäuers. Alle Spielsteine besitzen einen magnetischen Fuß und daran hängt, mit dem Spielbrett noch dazwischen, eine Metallkugel. Sobald sie in der Kelleretage an einer der Wände hängen bleibt, fällt sie ab und die Figur muss zurück zum Startfeld. Es gewinnt, wer in den Gängen zuerst fünf magische Gegenstände einsammelt.

»Das magische Labyrinth« bietet viel Abwechslung, denn jedes Mal können die Wände komplett neu angeordnet werden. Sehr elegant lässt sich so auch der Schwierigkeitsgrad anpassen: Spielen jüngere Kinder miteinander, bleiben einfach ein paar Mauerteile außen vor; für eine Partie mit Älteren oder Erwachsenen lassen sich knifflige Irrgärten konstruieren.

Udo Bartsch

»Dominion« von Donald X. Vaccarino, Hans im Glück, für zwei bis vier Spieler ab 9 Jahre, ca. 30 Euro. »Das magische Labyrinth« von Dirk Baumann, Drei Magier Spiele, für zwei bis vier Spieler ab 6 Jahre, ca. 35 Euro.

Erklärvideo für »Dominion«: Podcast unter www.hans-im-glueck.de[1]

»Das magische Labyrinth« online testen: www.dreimagier.de[2]

Links:

  1. http://www.hans-im-glueck.de/
  2. http://www.dreimagier.de/