Verharren in der Talsohle

IMK: Hartnäckige Stagnation ohne neue Konjunkturprogramme

  • Lesedauer: 2 Min.
Gewerkschaftsnahe Ökonomen sehen wegen der langfristig drohenden Konjunkturschwäche die Politik gefordert.

Berlin (ND). Ein Ende der tiefen Wirtschaftskrise ist noch nicht absehbar. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) geht in diesem Jahr um 6,5 Prozent im Jahresdurchschnitt zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die aktualisierte Konjunkturprognose des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der DGB-nahen Hans-Böckler-Stiftung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Ab der zweiten Jahreshälfte gehe der wirtschaftliche Absturz zwar in einen Sinkflug über, weil die staatlichen Konjunkturmaßnahmen verstärkt greifen. Die Grundtendenz bleibe aber weiterhin leicht negativ. Daher werde das BIP 2010 noch einmal leicht schrumpfen – um 0,4 Prozent.

Der Außenhandel trägt maßgeblich zum Rückgang des Bruttoinlandsproduktes bei. Die Exporte gehen laut der Prognose 2009 um 17,8 Prozent zurück. Im kommenden Jahr werde das Ausfuhrvolumen bei einer leichten Belebung der Weltkonjunktur leicht um 0,3 Prozent sinken.

Zwar dämpft die Kurzarbeit die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt. In der zweiten Jahreshälfte 2009 werden aber laut den Konjunkturforschern zunehmend mehr Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, im Jahresdurchschnitt steige die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl auf knapp 3,6 Millionen. Das entspreche einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent. Ende 2010 dürften sogar rund 4,7 Millionen Menschen ohne Stelle sein. Darunter werde auch der private Konsum spürbar leiden.

»Dank der staatlichen Stabilisierungspolitik werden wir 2010 eine Beruhigung erleben, aber keine Wende zum Besseren«, sagte Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. »Wenn wir nicht noch mehr tun, wird die deutsche Wirtschaft längere Zeit auf der Talsohle verharren und die Arbeitslosigkeit weiter drastisch steigen. Es besteht die Gefahr, dass wir Japans Weg der neunziger Jahre in eine langjährige Stagnation einschlagen.«

Die Konjunkturforscher halten angesichts der Gefahr einer Deflation ein drittes Konjunkturprogramm der Bundesregierung für dringend nötig, angesichts der aktuellen Debatten aber nicht für wahrscheinlich. Zusätzliche fiskalpolitische Maßnahmen seien im gesamten Euroraum erforderlich, derzeit »angesichts des europaweiten politischen Attentismus« jedoch nicht zu erwarten, schreiben die Forscher.

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