»Es ist eine riesige Enttäuschung«

Umweltschutzorganisationen kritisieren die auf dem G8-Gipfel vereinbarten Klimaziele

  • Lesedauer: 2 Min.
Umweltschutzorganisationen haben die Klimaziele der G8-Staaten und der aufstrebenden Volkswirtschaften als unzureichend kritisiert.
Zeichnung: Stephff
Zeichnung: Stephff

L'Aquila (Agenturen/ND). Vertreter von Greenpeace und WWF lobten am Rande des Gipfels in L'Aquila zwar, dass die Staats- und Regierungschefs die gefährliche Erderwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzen wollen. Sie beklagten aber fehlende kurzfristige Ziele zur Verminderung des Kohlendioxidausstoßes. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte das Klimadokument des G8-Gipfels als »nicht ausreichend« kritisiert.

Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer nannte die Beschlüsse eine »Einigung auf den allerkleinsten gemeinsamen Nenner«. »Es ist eine riesige Enttäuschung«, betonte er. Die Festlegung des Zwei-Grad-Ziels bedeute nichts weiter als eine Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Insbesondere gebe es keinerlei Zielmarke zur Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2020.

Der WWF-Klimaexperte Kim Carstensen hob hervor, dass China und Indien erstmals das Zwei-Grad-Ziel akzeptiert hätten. Dies sei ein echter Fortschritt. Allerdings beklagte auch er, dass kein ambitioniertes Ziel zur Reduzierung der CO2-Emissionen vereinbart worden sei. »Wir müssen da noch mehr sehen.« Die Entwicklungsländer warteten darauf, dass die Industriestaaten vorangehen, betonte er. Greenpeace und WWF forderten übereinstimmend, die Industriestaaten müssten deutlich mehr Geld für Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern ausgeben. Münchmeyer betonte, pro Jahr müssten hierfür mehr als 100 Milliarden Dollar bereit gestellt werden.

Greenpeace hat am Donnerstag die Proteste in Italien ausgeweitet. Aktivisten besetzten ein fünftes Kohlekraftwerk bei Civitavecchia nahe Rom. »Damit wollen wir nach dem enttäuschenden Klimadokument vom Mittwoch Druck auf den G8-Gipfel in L'Aquila ausüben«, sagte ein Greenpeace-Sprecher.

Unterdessen scherte Russland aus der Reihe der G8 aus und bezeichnete eine Verringerung des Ausstoßes klimaschädigender Gase bis 2050 um 80 Prozent als »inakzeptabel«. Auch China und Ägypten sprachen sich gegen die beim G8-Gipfel vereinbarte Reduzierung der Treibhausgase aus. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Ma Daoxu, forderte am Donnerstag in L'Aquila dazu auf, die »unterschiedlichen Bedingungen« in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu beachten. Der ägyptische Präsident Husni Mubarak verlangte einen »gerechten und ausgeglichenen« Klima-Kompromiss, der »die Hoffnungen der Entwicklungsländer« in Rechnung stelle und ihnen »keine Grenzen aufzwinge, die diese beeinträchtigen«.

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