Hoffnung im Osten

Komödie auf arte

  • F.-B. Habel
  • Lesedauer: 2 Min.

Schon, als Ehm Welk seine unsterblichen Kummerow-Romane schrieb, hatte er ein anderes Dorf im Sinn, gab ihm aber den literarischen Namen Kummerow. Den Autoren Kerstin Höckel und Michael Wallner mag es ähnlich gegangen sein. Sie folgten der Versuchung, ihr kummervolles Nest weit im Osten Kummerow zu nennen. Es gibt ja viele Kummerows. Die hier wohnen, leiden unter der wirtschaftlichen Depression. Das gilt für viele ländliche Gegenden, aber für den seit 20 Jahren ausgepowerten Osten besonders. Lethargie macht sich in Kummerow breit. Aber einer kämpft dagegen an.

Die Autoren haben Henry Hübchen (Foto: NDR) eine Rolle geschrieben, in der er wieder wie in »Alles auf Zucker« ein liebenswertes Schlitzohr ist, politisch nicht immer korrekt, aber ein Kleinstadtbürgermeister und Wirt, der noch Pläne für den Aufschwung schmiedet. Diesem Oskar haben sie Frau Irmgard (Dagmar Manzel) an die Seite gegeben, die Hebamme ist, aber weil die zwei jährlichen Geburten in der Region nichts abwerfen, sucht sie ihr Heil in Hamburg. Der dritte im Bunde ist Oskars Freund Niels (Uwe Kockisch), ein lebenslustiger Maler, der schöne Frauen nicht nur betrachtet.

Den Aufschwung erhofft sich Oskar von einem bayrischen Konzern, der in der Region investieren will. Inkognito, so heißt es, will ein »Consultant« nach Kummerow kommen und die Stadt auf ihre Tauglichkeit prüfen. Zwei Fahrradtouristen und ein junger Mann mit Autopanne kämen als »Consultant« in Frage. Sie werden verwöhnt. Oskar will Kummerow von der besten Seite zeigen und an die Traditionen im Kanuwettkampf anknüpfen. Das ist der Punkt, wo er auch seine Leute mitziehen kann. Wahrscheinlich liegt die Zukunft auf dem Wasser.

Vielleicht schwebte den Autoren eine Tragikomödie vor, und zumindest eine melancholische Komödie ist es geworden. Das ist in erster Linie den Hauptdarstellern zu verdanken, die Regisseur Jan Ružzicka an den Klippen der Geschichte vorbeiführt. Denn das Potenzial, das darin steckt, wurde nicht ausgereizt. Schließlich sind es handfeste gesellschaftliche Probleme, die hier den Konflikt abgeben. Kommunalpolitische Kämpfe im Gemeinderat, die die Geschichte belebt hätten, bleiben aus. Neben den Hauptfiguren bleiben die anderen Kummerower blass. Nur der »Altkader« Soldisch (blitzend böse: Michael Kind) darf Oskar politisch in die Suppe spucken und ihn eine »Blockflöte« nennen. Ansonsten bleibt alles im allgemein-menschlichen Bereich. Eine schöne hintergründige Studie macht Christine Schorn aus ihrer dementen Mutter, die doch auch ihre hellen Augenblicke hat. Und Dagmar Manzel, die auch Szenen in der Schwebe halten kann, die ins Sentimentale abrutschen könnten, ist berührend.

Hoffnung für Kummerow. Arte, heute, 21 Uhr

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal