Ruf nach schneller Mordaufklärung

Entsetzen über Tod von Natalja Estemirowa

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach der Entführung und Ermordung der russischen Bürgerrechtlerin Natalja Estemirowa haben Kollegen der Getöteten schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Tschetschenien erhoben.

Moskau (dpa/ND). »Ich bin überzeugt, dass hinter diesem Mord die Führung der Teilrepublik Tschetschenien steht«, sagte Oleg Orlow, der Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation Memorial, für die Estemirowa gearbeitet hatte. Orlow erklärte, der tschetschenische Präsident Kadyrow habe Estemirowas Aufklärungsarbeit in der Vergangenheit scharf kritisiert und sie massiv bedroht. »Ich weiß nicht, ob Ramsan Kadyrow persönlich den Mordauftrag gegeben hat oder ob es einer seiner Untergebenen war«, so Orlow.

Kadyrow bestritt dies und erklärte, das Verbrechen sei auch ein Anschlag auf den Frieden in Tschetschenien. Er warf den Tätern vor, sie hätten mit diesem Verbrechen das Ansehen der Völker der Republiken Tschetscheniens und Inguschetiens »in den Dreck gezogen«. Das Europaparlament in Straßburg hielt am Donnerstag eine Schweigeminute zu Ehren der Ermordeten ab. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte »diese feige Tat auf das Schärfste« verurteilt.

Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft forderte die russischen Behörden auf, den Mord »schnell und gründlich aufzuklären« und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. »Der Mord an Natalja Estemirowa im Nordkaukasus richtet die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, Menschenrechtler in Russland zu schützen«, hieß es in der in der Nacht zu Donnerstag veröffentlichten EU-Erklärung weiter. Auch der russische Präsident Dmitri Medwedjew hatte das Verbrechen verurteilt und als Motiv für die Tat die Aktivitäten von Estemirowa als Menschenrechtlerin vermutet.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal