Mit dem Fahrrad zur Arbeit

Studierende erarbeiten Mobilitätskonzept für Pankow / Erstes »shared space« Projekt geplant

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Gemeinsam geht's im Straßenverkehr – Szene auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg.
Gemeinsam geht's im Straßenverkehr – Szene auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg.

Als erster Bezirk hat Pankow ein eigenes Mobilitätskonzept. Nach neun Monaten Arbeit stellten gestern angehende Stadt- und Regionalplaner von der Technischen Universität ihr Konzept »Mobilität in Pankow 2015« vor.

In dem Projekt arbeiteten rund 20 Studierende aus dem ersten bis dritten Semester eng mit BVV und Bezirksamt zusammen. Die Analysen und Vorschläge, die sie erarbeitet haben, fußen auf dem verkehrspolitischen Leitbild, das die BVV im Jahr 2001 verabschiedet hatte, sagte Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner bei der Vorstellung. Dazu gehören Grundsätze wie »Gleiche Mobilität für alle« oder »Ökologisch vertretbare Mobilität«.

Kirchner hob besonders das betriebliche Mobilitätsmanagement hervor, das in der Zukunft »näher betrachtet« werden soll. Die Studierenden haben in der Bezirksverwaltung – als einem der größten Arbeitgeber – untersucht, wie die Mitarbeiter zur Arbeit kommen und ob das unbedingt mit dem eigenen Auto sein muss. Mit einfachen Mitteln könnten Anreize geschaffen werden, mit dem Fahrrad zu fahren – beispielsweise mit Umkleidekabinen oder Duschen in Betrieb oder Büro.

Die Teilnehmer des Studienprojekts haben in sechs Arbeitsgruppen ausgewählte Standorte im Bezirk analysiert und aus den Ergebnissen Handlungsvorschläge erarbeitet. Im Bereich »Siedlungsstruktur & Verkehrsträger« beispielsweise schlagen sie eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV vor. Dazu gehören die Beschleunigung von Bus und Bahn, eine Steigerung der Intervalle und eine bessere Abstimmung der Verkehrsträger untereinander. »In Buch sind die Umsteigebeziehungen von einer Buslinie zur nächsten nicht gut«, sagte Kirchner. Da könne er verstehen, wenn Leute lieber das Auto nehmen. Auch eine Stärkung des Fahrradverkehrs wird im Konzept vorgeschlagen. Um das zu erreichen, müssten breitere Radwege gebaut werden und die Angebotsstreifen auf den Fahrbahnen ausgeweitet werden. Dazu gibt es Vorschläge für den Fußgängerverkehr im städtischen Raum oder zu Verkehrssicherheit generell.

Nach der Sommerpause werde sich der Verkehrsausschuss der BVV eingehend mit dem Konzept befassen. »Wir haben hier eine Fülle von Anregungen. Vielleicht können wir noch gar nicht wissen, welche Pfade hier gelegt werden«, sagte Kirchner.

Einer der verkehrspolitisch revolutionären Pfade, dürfte das berlinweit erste »shared space« Projekt sein: Ampeln und der Schilderwald verschwinden, ebenso der Vorrang des motorisierten Verkehrs. Bei dem in den 80er Jahren entwickelten Verkehrskonzept geht es in erster Linie um Kommunikation der Verkehrsteilnehmer untereinander. »Shared Space« wird in vielen europäischen Gemeinden erprobt. Im Februar hatte die Pankower BVV das Bezirksamt beauftragt, die Möglichkeiten der Umsetzung zu prüfen. Mit dem neuen Mobilitätskonzept der Studiengruppe liegen jetzt auch konkrete Vorschläge vor. Als einen möglichen Ort nannte Kirchner die Schivelbeiner Straße in Prenzlauer Berg.

Und noch einen Vorteil hatte die Zusammenarbeit mit der Universität für den finanziell arg gebeutelten Bezirk Pankow: Auf die Frage, was die umfangreiche Studie den Bezirk gekostet habe, sagte Kirchner: »Die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, viel Zeit, ein paar Nerven und einen Blumenstrauß.«

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